«Gott lehrte mich, wieder zu fliegen»

Ein Betrüger schaffte es, der Sängerin alles zu nehmen. Sie stürzte in eine tiefe Depression. Doch nun breitet sie wieder ihre Flügel aus.

Ich bin von Grund auf so ein fröhliches Kind», sagt Börni Höhn über sich. Vor der Pandemie pendelte die 36-Jährige zwischen der Schweiz und den USA. Doch 2020 kam sie wegen Corona ganz in die Heimat zurück. 

Hier lernte sie einen Schweizer kennen, der der früheren «MusicStar»-Kandidatin das Blaue vom Himmel versprach. «Zuerst waren wir bloss befreundet. Doch dann begann er, sich in alle meine Lebensbereiche hineinzudrängen, er hat überall reingeredet, sogar meine Freunde gegen mich aufgehetzt. Es gab für mich keinen Ort mehr, an dem ich mich vor ihm zurückziehen konnte.» Zuletzt plünderte er das gemeinsame Geschäftskonto und verschwand. «Ich realisierte, dass alles falsche Versprechungen waren. Das kenne ich zur Genüge. Aber was er gemacht hat, mich angelogen, hat eine andere Dimension. Ich habe dem so viel Zeit geopfert – für nichts!»

Börni wurde der Boden unter den Füssen weggezogen. Sie verfiel in eine tiefe Depression. «Ich heulte nur noch.» Ausgerechnet während der Pandemie, in der die Sängerin dringend Hilfe gebraucht hätte, war sie mit ihrem Schmerz allein. «Ich dachte über Selbstmord nach, wünschte, ich könnte einen Knopf drücken, und alles wäre vorbei. Ich hatte keine Motivation mehr.» Familie und Freunde versuchten, zu helfen: «Bei einer längeren Depression will man irgendwann nicht mehr die Person sein, die ständig jammert. Deshalb zog ich mich immer mehr zurück.» 

Die Zürcherin suchte Hilfe bei Therapeuten. Und bei Gott. «Ich gehöre keiner Konfession an, aber Jesus, Gott und die Bibel sind für mich real. In der Bibel steht so viel Weisheit – etwa, wie wichtig es ist, sich selbst zu reflektieren.» Auch in der heiligen Schrift gebe es tragische Geschichten, und man realisiere: «Ich bin nicht allein.» Sie ziehe Kraft und Freude aus dem Wort Gottes.

Ende 2021 ging es ihr wieder soweit gut, dass sie damit beginnen konnte, ihren «seelischen Haushalt» aufzuräumen. «Es gab Phasen, da dachte ich: Was mache ich hier eigentlich?» Inzwischen hat sie eine Antwort: «Ich habe Spass an der Musik und allem rundherum. Erfolg ist schön, aber eigentlich tue ich das für mich.»

Um unabhängig zu sein beim Kreieren ihrer Musik, brachte sich Börni alles selbst bei: Ein Freund zeigte ihr, wie man produziert, mischt. Sie schreibt Songs nicht nur für sich: «In den USA gibt es Songwriting-Gruppen. Da lädt man dich ein, um am Text eines Liedes mitzufeilen.»

Als sie bei einem speziellen Auftritt sang, während dem eine Akrobatin in der Luft ihre Kunststücke vollbrachte, wollte Börni das auch probieren. «Es gibt vieles, was du in der Luft machen kannst. Ich wollte für mein neues Video einen Vertical Dance. Da tanzt du an einer vertikalen Wand, natürlich gesichert.»

Auf dem Allianz-Tower beim Glattzentrum in Wallisellen ZH fanden die Aufnahmen für das aussergewöhnliche neue Video statt. In «On the Other Side of Fear», singt Börni sich die letzten Gespenster aus dem Leib.

«Ich habe noch nie einen so tiefen Frieden in meinem Herzen gespürt», so Börni glücklich. «Ich lebe heute total bewusst, und das wirkt sich positiv auf mein Grundbefinden aus.»