«Mami hat es verdient, verwöhnt zu werden»

Überraschend verlor die Sängerin im Februar ihren geliebten Vater Fritz. Seither ist die ­Verbindung zu ihrer Mutter noch enger und vertrauter geworden. Mit viel Liebe und Für­sorge steht sie an ihrer Seite, gibt ihr nach dem grossen Verlust Kraft und spendet Trost.

Arm in Arm bummeln Mutter und Tochter am Ufer des Comersees entlang. Sie lachen, unterhalten sich, verstehen sich aber auch ohne Worte. Wehmütig schweifen ihre Blicke immer wieder in die Ferne. Sowohl Marianne Cathomen (55) wie auch ihr Mami Anny Pedrett (77) wischen sich hie und da eine Träne aus den Augen. Sie werden von Erinnerungen an den im Februar überraschend verstorbenen Vater und Ehemann eingeholt. In den letzten 18 Jahren verbrachte Fritz Pedrett († 76) mit seinen Liebsten unzählige schöne Tage auf dem Campingplatz Magic Lake im italienischen Dongo. Erstmals ist Anny Pedrett nun ohne ihren geliebten Mann dorthin gereist.

GlücksPost: Sie haben Ihre Mutter auf dieser Reise begleitet. Wie war das für Sie?

Marianne Cathomen: Sehr emotional! Anfangs Jahr planten meine Eltern, über Ostern auf den Campingplatz zu fahren, um ihren Wohnwagen für die neue Saison herzurichten. Leider kam es nicht mehr dazu. Mami war so dankbar, dass sie jetzt nicht alleine war. Ich wie auch meine Kinder mit ihren Partnern waren an ihrer Seite und haben sie in jeder Hinsicht unterstützt. Wir haben viel über meinen Vater gesprochen. Natürlich auch mit Campern, die ihn als Mensch geschätzt und sich an schöne Momente mit ihm erinnert haben. Das waren wertvolle Gespräche.

Die Leidenschaft fürs Campen
liegt in der Familie.

Ich und auch meine Kinder sind damit aufgewachsen. Man lebt auf dem Campingplatz in einer eigenen kleinen Welt, in der man sich kennt. Nachdem ich wieder in der Schweiz lebe, soll der Campingplatz wieder öfter zum Treffpunkt für unsere Familie werden. Wir alle werden die Camping-Tradition weiterführen.

Wie hat sich das Verhältnis zu
Ihrem Mami nach dem Tod Ihres
Vaters verändert?

Wir sind uns noch näher gekommen. Wenn man wie meine Eltern während 55 Jahren fast rund um die Uhr zusammen war und dann ein Teil plötzlich fehlt, bleibt erst einmal eine grosse Leere zurück. Aber ich weiss, dass Mami das mit der Unterstützung von uns allen schafft.

Als Einzelkind sind Sie jetzt
besonders gefordert.

Als ich in Florida lebte, unter der Trennung litt, Heimweh verspürte und meine Familie daheim so sehr vermisste, da haben mir meine Eltern immer Mut zugesprochen. Jetzt ist es an mir, meinem Mami Trost und Kraft zu geben und einfach für sie da zu sein und etwas zurückzugeben.

Was bewundern Sie an Ihrer Mutter?

Sie ist ein unglaublicher Fels in der Brandung und von ihrem Naturell her ein sehr ruhiger Mensch. Ich kann dagegen hektisch und nervös werden. Sie hat in jeder Situation die Ruhe weg.

Erinnern Sie sich an einen wichtigen Rat, den Sie Ihnen mit auf
den Lebensweg gab?

Die Familie sei immer und jederzeit das Wichtigste. Und Mami hat immer betont, dass auch eine Frau alleine ihr Leben selbständig meistern könne. Diese wichtige Botschaft habe ich an meine heute 25-jährige Tochter Carina weitergegeben.

Woher kommt diese Einstellung, und wie haben Sie diese
aufgenommen?

In unserer Familie waren die Frauen immer sehr stark. Meine Grossmutter, Jahrgang 1919, verlor zwei ihrer vier Kinder und zwei Männer. Trotzdem stand sie als junge Wittwe immer wieder auf und kämpfte weiter. Aufgeben war keine Option. Mein Mami bekam mich sehr jung, mit 22 Jahren. Weil auch sie hart arbeiten musste, bin ich bis zum zehnten Lebensjahr bei meiner Grossmama aufgewachsen. Meine Eltern führten in Klosters, später in Davos Gastrobetriebe. Mein Mami besuchte mich regelmässig, und ich bekam von ihr, wie von Grossmama ganz viel Liebe und auch körperliche Zärtlichkeit. Diese beiden starken Frauen haben mich geprägt.

Frau Pedrett, wie ist heute die
Beziehung zu Ihrer Tochter?

Anny Pedrett: Wir waren uns immer sehr nah. Wir sind eine kleine Familie, die sich gegenseitig unterstützt und zusammenhält. Ich hatte durch die Arbeit in der Gastronomie wenig Zeit. Auch Marianne arbeitete viel, versuchte den Spagat zwischen Mutter sein und Karriere gut zu schaffen. Ich bin stolz auf sie. Es gelang ihr, immer alles unter einen Hut zu bringen und ihre Kinder Nico und Carina mit sehr viel Liebe zu erziehen. Ich bin sehr dankbar für das innige Verhältnis, das wir alle haben.

Marianne, wie erleben Sie
Ihr Mami als Grossmutter?

Ich wusste immer, meine Kinder werden von ihren Grosseltern über alles geliebt. Mami konnte mich als Baby nicht bei sich haben, so war es dann aus meiner Sicht für sie ein Geschenk, meine beiden Kinder aufwachsen zu sehen, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Ich bin ihnen für ihre Unterstützung ewig dankbar. Anfänglich, als ich mit Conradin, dem Vater meiner Kinder, die Skischule in Laax aufbaute, später als ich erfolgreich als Sängerin unterwegs war: Ich hätte beides ohne ihre Hilfe nie machen können.

Bald ist Muttertag – welche
Bedeutung hat dieser für Sie?

Ehrlich gesagt mag ich diese «Erinnerungstage» wie Valentinstag, Vater- und Muttertag. Ich empfinde sie als wichtig. Den Muttertag haben wir immer gefeiert. Wir kamen alle zusammen, früher sogar generationenübergreifend mit meiner Grossmama. Leider bin ich dieses Jahr am 8. Mai auf Ibiza. Wir produzieren im Hinblick auf mein neues Album, das im Herbst erscheinen wird, dort Videos. Ich freue mich, dass mich meine Tochter Carina begleitet und ich am Muttertag mit ihr zusammen bin. Natürlich feiere ich den Tag aber mit meinem Mami nach, sobald ich zurück bin.

Verbinden Sie eine Tradition damit?

Ich schenke Mami immer einen bunten Blumenstrauss und eine handgeschriebene Karte mit ganz persönlichen, lieben Worten.

Frau Pedrett, was wünschen
Sie Ihrer Tochter?

Anny Pedrett: Dass sie ihre Träume weiterhin leben kann, glücklich und gesund bleibt. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sie jetzt wieder in der Schweiz, in -meiner Nähe ist. Wir wollen alle gemeinsam noch viele -schöne Momente geniessen.

Marianne, was wünschen Sie
sich für Ihre Mutter?

Ich wünsche mir, dass sie sich jetzt auch einmal selber in den Vordergrund stellen kann. Erstmals in ihrem Leben ist sie nun unabhängig und kann selber ihre Prioritäten setzen. Ich glaube, das muss sie aber erst lernen. Ich wünsche ihr, dass sie die schönen Jahre, die sie noch vor sich hat, glücklich und zufrieden geniessen kann. Und gerne werde ich meinen Teil dazu beitragen, sie zu verwöhnen.