Gunter Sachs (†) – Der unendliche Schmerz seiner Frau

In seinem geliebten Haus in Gstaad setzte er seinem Leben aus Angst vor Alzheimer ein Ende. Welch ein Schock für Mirja, die während der unfassbaren Tragödie im Ausland weilte. Für sie war ihr Mann die Liebe ihres Lebens.

 

Er sah keinen anderen Ausweg mehr: Gunter Sachs († 78) nahm sich vergangenen Samstag in seinem Gstaader Chalet das Leben – weil er festgestellt hatte, dass er an Alzheimer erkrankt war. Das schrieb der frühere Playboy in seinem Abschiedsbrief. Eine Diagnose, die Sachs aufgrund der «Lektüre einschlägiger Publikationen» gemacht hatte, wie er es nannte. «Ich stelle dies heute noch in keiner Weise durch ein Fehlen oder einen Rückgang meines logischen Denkens fest – jedoch an einer wachsenden Vergesslichkeit meines Gedächtnisses und dem meiner Bildung entsprechenden Sprachschatzes. Dies führt schon jetzt zu gelegentlichen Verzögerungen in Konversationen», meinte er in seinen letzten Worten, die von seiner Familie zur Veröffentlichung freigegeben wurden.

 

«Jene Bedrohung galt mir schon immer als einziges Kriterium, meinem Leben ein Ende zu setzen», so Sachs weiter. «Ich habe mich grossen Herausforderungen stets gestellt. Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.» So griff er zur Waffe – und wählte bewusst seinen eigenen Weg, der in den Tod führte. «Ich danke meiner lieben Ehefrau und meiner engsten Familie sowie meinen in tiefer Freundschaft verbundenen Weggefährten, mein Leben wundervoll bereichert zu haben.»

 

Was seine Familie von seinem folgenschweren Entschluss hält, bleibt in ihrer Stellungnahme offen. «Nach einem grossen Leben, reich an Erlebnissen und Begegnungen, ist mein geliebter Mann, unser Vater und Grossvater, Gunter Sachs, von uns gegangen», heisst es. «Er war eine einmalige Persönlichkeit, die stets gradlinig und mit Herz für seine Familie und Freunde da gewesen ist. Seine Weisheit, sein kreativer Geist, seine Zivilcourage und seine Grossherzigkeit begleiteten sein aussergewöhnliches Leben. Du fehlst uns!»

 

Bittere Tränen weint seine Frau Mirja (68), mit der Sachs in dritter Ehe seit 1969 glücklich verheiratet war. Sie weilte im Ausland, als ihr Mann sich auf den Selbstmord vorbereitete. Gemäss «Bild»-Zeitung hat er am Vorabend seines Todes noch mit engen Freunden telefoniert und über seine dunklen Gedanken gesprochen. Sie vermuteten, Sachs sei schwermütig und depressiv. Ob das nebst Alzheimer auch der Fall war und seinen Freitod- Entscheid zudem beeinflusst hat? Wegen Depressionen brachte sich schon sein Vater Willy um, 1958 mit 62 Jahren. Auch er erschoss sich. Zwei Suizide in derselben Familie: Ist das ungewöhnlich? «Nein, leider keineswegs», erklärt Dr.med. Irene Baltensperger, Oberärztin Schwerpunktstation Depression und Angst an der Klinik Königsfelden AG. «Viele psychiatrische Krankheiten, auch Depressionen, sind unter anderem erblich. Ebenfalls eine Rolle könnte der sogenannte Nachahmer-Effekt spielen, der durch unterschiedliche Studien belegt wurde.» Wie der Vater löste nun auch der Sohn die Situation auf die gleiche Art und Weise.

 

Erschüttert auf die Todesnachricht reagierte Ex-Filmstar Brigitte Bardot (76), die mit Gunter Sachs von 1966 bis 1969 verheiratet war und mit dem sie seither eine enge Verbindung pflegte. Sie sei «am Boden zerstört», liess ihre Stiftung verlauten. Nicht anders dürfte sich Gattin Mirja fühlen, deren Trauer und Schmerz um die Liebe ihres Lebens unendlich sein muss – und die sich zudem noch mit dem plötzlichen Abschied auseinandersetzen muss. «Der Suizid eines nahestehenden Menschen ist immer eine unglaubliche Belastung», sagt Dr. med. Irene Baltensperger weiter. «Man fragt sich, ob man es hätte verhindern können, man fühlt sich verlassen, wütend, traurig, verzweifelt.» Doch sein Entschluss schien gefasst – der Aussichten der Krankheit wegen, des drohenden Verlusts der geistigen Kontrolle, wie in Sachs Abschiedsbrief steht.

 

Am Freitag dieser Woche soll der gebürtige Deutsche, der sich 1976 in der Schweiz einbürgern liess, im engsten Familienkreis beigesetzt werden. In Gstaad, wo sich Gunter Sachs seit vielen Jahren am wohlsten gefühlt hat.