Hazy Osterwald – Er möchte zu Hause sterben

Der kranke Musiker nimmt sein Schicksal tapfer an. Und hat nur einen grossen Wunsch: Er will bis zur letzten Minute bei seiner geliebten Frau Eleonore sein.
 
Entspannt sitzt Hazy Osterwald (88) auf seinem Fernsehstuhl in seiner Wohnung in Luzern und hat die Beine hochgelagert. Er sieht zerbrechlich aus, seine Stimme ist schwach. Trotzdem wirkt er erstaunlich heiter. «Ich habe gute Neuigkeiten», sagt der Musiker dann auch mit Nachdruck. «Wir sind soeben vom Spital zurück und haben von den Ärzten den Bescheid bekommen, dass sich keine meiner physischen Funktionen verschlechtert hat.»
 
Auch seiner Ehefrau Eleonore (66) ist die Erleichterung anzusehen, stand es im letzten Sommer nicht so gut um ihren an Parkinson erkrankten Hazy. «Wir reduzierten seine Medikamenteneinnahme, weil sein Blutdruck sank. Danach aber zitterte er wieder heftiger. So mussten wir erneut stärker dosieren und fanden glücklicherweise die richtige Balance. Seither geht es Hazy recht gut. Nicht wahr, Häseli?» Er lächelt seine Eleonore an und sagt dann, als sie kurz in die Küche verschwindet, um ein Zvieri vorzubereiten: «Sie schaut manchmal besser zu mir als sie sollte!»
 
«Zu Tisch, lieber Mann!», ruft Eleonore, und Hazy beeilt sich, ihrem Wunsch so gut es geht nachzukommen. Wobei das Aufstehen, das selbständige Gehen mit dem Rollator und das Absitzen am Tisch erstaunlich routiniert ablaufen. «Durch Parkinson versteifen die Glieder, aber Hazy bemüht sich sehr, beweglich zu bleiben», lobt ihn seine Frau. «Zweimal pro Woche kommt deshalb auch eine Therapeutin ins Haus.»
 
Hazy nimmt sein Schicksal tapfer an. Keine Klage kommt über seine Lippen. Nur, dass er nicht mehr gut zu Fuss ist, stimmt den früheren Hobby-Wanderer manchmal traurig. «Einige Parkinson- Patienten zittern heftig mit den Armen, ich habe es dafür in den Beinen », meint er. Zudem machen ihm die Augen zu schaffen. Eleonore: «Eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche beeinträchtigt ihn beim Lesen und Fernsehschauen. Das möchte er bald behandeln lassen.»
 
Hazy ist dankbar für jeden Tag, den Eleonore für ihn da ist. «Sie ist mein Engel. Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne sie zu sein!» Das ist denn auch ihre grosse Sorge: Dass sie selber erkranken und ihren Hazy nicht mehr pflegen könnte. Und leise sagt Eleonore, die 30 Jahre mit Hazy zusammen ist, 25 davon verheiratet: «Mein Mann will zu Hause sterben, bis zur letzten Minute bei mir sein. Das bin ich meinem lieben Schatz auch schuldig. Aber ich lasse die Angst nicht an mich herankommen. Wir fürchten uns auch nicht vor dem Tod, da wir wissen, dass wir irgendwo gut aufgehoben sein werden.»

  1. Gast - 28. Januar 2012, 11:57

    Ein Musiker, den ich - 71 Jahre alt - stets bewundert habe. Ich wünsche ihm und besonders seiner Frau viel Stärke und dass die Wünsche des Ehepaars Osterwald unser Herrgott erfüllt. Bernd