Sein Weg zum inneren Frieden

Krankheit, Todesfälle, Liebesdramen: Der «Bares für Rares»- Star erlebte viele Schicksalsschläge. Nun – nach einer zwiespältigen Erfahrung im Schweigekloster – erzählt er davon.

Um einen flotten Spruch ist er nie verlegen, der Mann mit dem Zwirbelbart. Gleichzeitig ist TV-Star Horst Lichter (59) so bodenständig wie seine ZDF-Trödelsendung «Bares für Rares». «Wir machen etwas, das aus der Mode gekommen ist, aber die Leute dennoch sehr mögen: Wir als Team verarschen niemanden», sagt er im «Stern». «Wir sind höflich und respektvoll. Wir interessieren uns für die Leute und ihre Geschichten.»Jetzt dreht der ehemalige TV-Koch den Spiess um und erzählt für einmal von sich – auf ungewöhnliche Art: Sein Verlag schickte ihn zehn Tage in ein Schweigekloster. «Die dachten: Das macht der nie, aber ich war sofort begeistert. Ich trage mein Herz auf der Zunge. Nun sollte es mal schweigend in mir schlagen. Das zu erleben, fand ich reizvoll.» Nur: Dort angekommen, fand er es schrecklich. Zu Klangschalen-Klängen im nassen Gras liegen, versonnen Fensterscheiben putzen, ein arroganter Zen-Meister. So schwänzte er die Kurse, suchte die Ruhe für sich allein – erfolgreich. Vorher sei es in ihm «laut» gewesen, ständig kreisende Gedanken. «Ich bin wieder bewusster bei mir. Stille bedeutet für mich, in Frieden mit mir selbst zu sein.»Das war er nicht immer, wie in «Ich bin dann mal still» (Knaur Balance) zu lesen ist. Mit 19 hatte der gelernte Koch geheiratet, sich mit dem Hauskauf danach verschuldet – und sich deshalb fast zu Tode gearbeitet, im Bergbau und auf einem Schrottplatz. «Ich hatte zwei Schlaganfälle und einen Herzinfarkt.» Er änderte zwar sein Leben, eröffnete ein Restaurant, weniger beschäftigt war er aber nicht. «Morgens dachte ich oft, wenn jetzt einer käme und sagen würde: ‹Komm schluck diese Pille, und du kannst für immer liegen bleiben›, ich glaube, ich hätte die Pille genommen.»

Er sei zutiefst erschöpft gewesen. Privat gab es kein Aufatmen: Zwei Ehen scheiterten, er verlor eines seiner vier Kinder durch plötzlichen Kindstod. Herzensglück fand er erst mit seiner jetzigen Frau Nada (50). Seit 24 Jahren sind sie liiert. «Sie ist etwas Besonderes, jede Sekunde mit ihr ein Fest», sagt er.

Trotzdem musste auch sie oft auf ihn verzichten. Erst wegen des Restaurants, dann wegen der vielen TV-Auftritte. Erst mit dem Tod seiner Mama 2014 begann eine Veränderung. Lichter stellte sich die Frage: «Wie lange habe ich noch?» Er kündigte TV-Engagements, konzentrierte sich auf «Bares für Rares». Allerdings wurde die Sendung immer erfolgreicher, das Pendeln von Süddeutschland zur Arbeit nach Köln ein Problem. «Ich hatte eine wunderbare Frau, aber wir führten eine Ehe auf Besuch, waren die meiste Zeit mit unseren Bedürfnissen nach Geborgenheit, Liebe und gemein­samen Erlebnissen allein.» Um die Ehe zu retten, zogen die zwei 2019 in die Nähe des Studios. Ein weiser Entscheid. «Erstmals in meinen Leben gehe ich morgens zur Arbeit und komme abends nach Hause zu Nada. Herrlich!»

Mit ihr will er «bis zum Schluss» zusammenbleiben. Bis dahin soll es noch lange dauern. Aber schon jetzt könnte er, wie er schreibt, ohne Groll mitgehen, falls der Tod anklopfe. «Ich habe so viel erlebt: Ich war bitterarm, wohlhabend, todkrank, gesund, unglücklich und wahnsinnig glücklich», erklärt er. «Ich kenne es, wenn das Schicksal zuschlägt. Aber die Sonne ging immer wieder auf. Unterm Strich war es bisher ein gutes Leben. Ich bin dankbar.»