«Auf dem See vergesse ich alles andere»

Beim Bootfahren kann die Zürcherin abschalten. Das ist manchmal nötig, denn sie steht immer unter Strom. Aktuell präsentiert sie die Pop-Schlager-Show «Hello Again!», die früher ihr Mann ­moderierte. Eine spezielle Situation!

Wind im Haar – und Nieselregen im Gesicht. Viola Tami (38) strahlt trotzdem, als sie im Motorboot über den Zürichsee düst. «Ein wunderbares Freiheitsgefühl», schwärmt sie, nachdem sie im Hafen Enge angelegt und das Oldtimer-Boot vertäut hat. So gekonnt, dass ihr früherer Lehrer, Marvin von Arx, anerkennend nickt: «Bin grad chli stolz uf dich!»

Erst letzten August begann die Moderatorin und Schauspielerin mit den Fahrstunden, seit Dezember hat sie den Führerausweis für Motorboote in der Tasche. Ein Ausflug mit Freunden brachte sie dazu. «Da waren zwei Kollegen, die das Boot fahren konnten, und daneben ich – die Frau, die keine Ahnung hatte, wie man so ein Teil lenkt. Das passte mir gar nicht! Am nächsten Tag habe ich mich angemeldet.» Nicht lange fackeln, einfach machen: Das hat sie mit dem Älterwerden gelernt. «Auf was soll ich warten? Es mag blöd klingen, aber ich habe das Gefühl, mir fliegt die Zeit davon. Wenn es etwas gibt, was mich begeistert, will ich es sofort in Angriff nehmen, es nicht auf ‹irgendwann mal› verschieben.» Bei der Abschlussprüfung war sie dann allerdings etwas verzagter. «Ich war nervöser als vor jeder Sendung. Da müsste ‹Hello Again!› eigentlich ein Klacks werden», witzelt die Zürcherin.

Am 11. Mai präsentiert Viola Tami die Pop-Schlager-Show des Schweizer Fernsehen erstmals, heisst Stars wie Andrea Berg, DJ Ötzi und Francine Jordi willkommen. Etwas Herzklopfen sei dabei, aber vor allem Vorfreude auf «zwei Stunden Musik und Showtime»! Obwohl Schlager nicht so ihr Genre ist? «Ach, das ist so ein Trugschluss. Pop, Schlager – das vermischt sich heute ja alles sehr. Ich liebe Musik! Egal welches Genre. Entweder ein Lied berührt mich oder nicht. Das hat bei mir nicht viel mit der Musikrichtung zu tun.»

Schlager-Nachhilfe braucht sie also keine, obwohl sie einen guten Lehrer zu Hause hätte. Roman Kilchsperger (49), ihr Mann und Vater ihrer Söhne Niccolo (13) und Leandro (10), moderierte «Hello Again!» bis er letztes Jahr zu Teleclub wechselte. «Sicher ist das speziell, und ich brauchte nach der Anfrage für einmal etwas mehr Bedenkzeit. Aber dann war es wie immer: Seit ich Ja gesagt habe, bin ich zu 100 Prozent dabei.» Sie habe natürlich mit Roman über das Thema gesprochen. Die Entscheidung traf sie aber selbst. So handhaben sie es in ihren Karrieren: Jeder sagt dem anderen die Meinung, wenn er gefragt wird, nimmt aber nicht zu viel Einfluss. «Wir sind immer gut gefahren, wenn jeder auf sein eigenes Bauchgefühl gehört hat.»

Also löste «Hello Again!» keine Ehekrise aus? «Um Himmels willen, nein!» Die Sendung ist im Hause Tami/Kilchsperger weder ein Dauer- noch ein Tabu-Thema. Natürlich spreche sie mit Roman über gewisse Abläufe oder Gäste, die er schon in seinen Shows hatte. Im Studio ist er nicht dabei. «Wir haben unsere Beziehung nie in der Öffentlichkeit zelebriert. Er muss nicht im Publikum sitzen, damit alle sehen, wie sehr er für mich da ist. Ich spüre seine Unterstützung im Alltag. Dort spielt sich das wahre Leben ab.»

Und das ist gar nicht so unterschiedlich zu dem anderer Familien: Die Jungs sind neben der Schule mit ihren Hobbys beschäftigt, etwa Fussballspielen und Musikunterricht, die Eltern managen das Ganze neben ihren eigenen Tätigkeiten. Um beim Schifffahren zu bleiben: Wer ist daheim der Kapitän? «Die Kinder», sagt Viola Tami und lacht. «Es läuft zumindest nach ihrem Fahrplan. Roman und ich sind die Küchenmannschaft.»

Ein Team, das seit 15 Jahren funktioniert, sieben davon als Ehepaar. Was ist ihr Glücksrezept? «Den anderen so zu respektieren, wie er ist, würde ich sagen. Wir sind total unterschiedliche Menschen und geben uns gerade deshalb unseren Raum. Zum Beispiel haben wir zu vielen Themen verschiedene Meinungen, das wissen wir und müssen deshalb nicht alles ewig ausdiskutieren.»

Viel Energie haben beide, wobei Viola, die demnächst in «Traumfrau Mutter» und «Die kleine Niederdorfoper» zu sehen ist, manchmal «kaum totzukriegen» sei, ständig ein bisschen unter Strom stehe. Etwas, das ihr beim Böötlifahren im Übrigen anfangs ein wenig im Weg stand. «Du kannst so kein Boot lenken. Ich musste lernen, durchzuatmen und ruhiger zu werden. Und das geniesse ich: Wenn ich auf dem See bin, vergesse ich alles andere und kann abschalten.»