«Endlich bin ich angekommen»

Nach schweren Zeiten hat die Sängerin («Euse Bernhardiner») einen Neuanfang in ihrem Leben gemacht. Sie ist dorthin zurückgekehrt, wo sie ge­boren wurde – ins zürcherische Saland im Tösstal. Darüber ist sie sehr glücklich.

In Jeans und kecker weisser Bluse tanzt sie barfuss auf den Steinen der Töss und lässt ihr volles, langes Haar herumwirbeln. So glücklich sah man Vreni Margreiter (61) schon lange nicht mehr. Mit ihrer lässigen Frisur ist sie kaum wiederzuerkennen. Dass Vreni das Glück geradezu ausstrahlt, liegt daran, dass sie sich entschlossen hat, zu den Wurzeln zurückzukehren. Seit vier Monaten bewohnt sie eine wunderbare Wohnung in einem ruhigen Quartier in ihrem Geburtsort Saland ZH, nur etwa 200 Meter von ihrem Elternhaus entfernt. «Leider kann das mein Vater nicht mehr erleben. Er ist vor vier Jahren gestorben. Das tut mir noch immer sehr weh, jetzt ganz speziell, da ich wieder daheim bin. Trotzdem: Nach langer Suche bin ich nun – endlich – angekommen.»

In den ersten Wochen kehrten immer wieder Erinnerungen an ihre unbeschwerte Kindheit als Bauerntochter zurück. Vreni Margreiter, eine geborene Bieri, ist mit zwei Brüdern und drei Schwestern aufgewachsen. «Gleich nach der Ankunft führte mich mein erster Weg an die Töss. Wie damals spazierte ich am Ufer entlang und realisierte erst jetzt so richtig, wie schön dieser Fluss eigentlich ist.» Vreni sinniert melancholisch über ihre Vergangenheit. «Mein Vater war Zimmermann. Wir wohnten im Bauernhaus, das ursprünglich den Eltern meiner Mutter gehörte. Wir Kinder hatten immer mitanzupacken. Wenn die Schulkolleginnen zum Baden gingen, mussten wir heuen. Dennoch möchte ich das nicht missen.» Sie hätten so alle gelernt, richtig zu arbeiten. «Das hat mir später vieles erleichtert, vor allem, als ich im Gastgewerbe tätig war.» Am Anfang arbeitete Vreni noch im Service, viel später war sie Wirtin des eigenen Restaurants «Hopp de Bäse» in Illnau ZH. «Das war ein Treffpunkt der Volksmusik- und Schlagerszene», kommt sie ins Schwärmen. «Viele Freunde aus der Szene, auch Musiker-Kollegen aus dem Tirol, kamen regelmässig vorbei. Es war der ultimative Begegnungsort.»

Dass auch ihre Schwester Rosemarie knapp zwei Kilometer von hier wohnt, sieht Vreni als grosses Glück. «Wir treffen uns ab und zu. Auch meine Freundin Heidi besucht mich oft, und wir unternehmen vieles gemeinsam.» Wenn Heidi nicht gerade ihre Enkel betreut, die unweit von hier wohnen, kochen die beiden auch zusammen. «Ich war schon immer eine begeisterte Köchin», erzählt Vreni weiter. «Das möchte ich hier in meiner neuen Wohnung wieder pflegen. Hausmannskost, wie man sie früher zubereitete, zum Beispiel Voressen mit ‹Härdöpfelstock›. Oder Spaghetti mit Tomatensauce à la Vreni.»

Könnte zum Neuanfang auch ein Vierbeiner wieder ein Thema sein? Vrenis geliebter Bernhardiner Amadeus starb 2009 an Altersschwäche. «Natürlich vermisse ich ihn noch immer sehr. Da ich aber jetzt in einer Wohnung lebe, geht das mit einem Riesenhund leider nicht mehr. Deshalb möchte ich vorläufig keinen neuen Hund.» Und was ist mit der Musik? Wann wird man sie wieder auf der Bühne sehen? Vreni seufzt. «Mein letztes Album hiess ‹Ich fange noch mal von vorne an›. Genau danach, im dümmsten Zeitpunkt, verletzte ich mich bei einem Treppensturz. Und das, nachdem ich bei Florian Silbereisen beim ‹Frühlingsfest der Volksmusik› aufgetreten bin.» Aber ihr grosses Ziel sei nach wie vor der Weg zurück auf die Bühne.

Um auch dieses spezielle Lied zu singen, Vreni? «Ich weiss», lächelt sie und nickt. «Es heisst ‹Ich hätt’ so gern ’nen feschen Herrn›.» Was eine persönliche Botschaft wäre? «Halt, halt! Der Titel hat mir einfach immer gut gefallen und war eigentlich schon immer eines meiner Lieblingslieder. Ich wollte es singen, weil es mir liegt und weil ich dabei auch jodeln kann. Mein Vater war in einem Jodelclub, deshalb war ich schon von Kindesbeinen an mit dieser
Musik konfrontiert.» Der Song stammt aus dem Repertoire des Alpenland-Quintetts und wurde früher von einer Frau gesungen.

Und wie sieht es nun in der Liebe wirklich aus? Vreni Margreiter lacht. «Ich bin derzeit Single, glücklicher Single. Na und? Wenn sich etwas ergeben sollte: Ich bin offen.»