Herz unter Stress

Das «Broken-Heart-Syndrom» äussert sich wie ein Herzinfarkt, ist aber keiner. Ausgelöst wird das «gebrochene Herz» durch starken emotionalen Stress, wie er bei einer Trennung oder bei Konflikten auftreten kann.

Marion hat um ihre Ehe gekämpft, musste aber schliesslich einsehen, dass sie und ihr Mann Peter sich in den letzten Jahren in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten. 27 Jahre waren sie verheiratet. Als Marion die Scheidungspapiere unterschrieben hatte, brach sie mit einem Stechen in der Brust und Atemnot zusammen. Mit Verdacht auf Herzinfarkt wurde sie sofort ins Spital gebracht. EKG und Blutuntersuchung bestätigten dies – bis festgestellt wurde, dass die Herzkranzgefässe nicht verengt oder verstopft waren. Das hiess: Marion hatte keinen Infarkt, sondern das «Broken-Heart-Syndrom» (Gebrochenes-Herz-Syndrom), auch Stress-Kardiomyopathie genannt.

Beim Broken-Heart-Syndrom wird der Herzmuskel mit Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol überflutet. Das führt zu einer Überreizung der Herzwand, vor allem im Bereich der Herzspitze. Es wird vermutet, dass sich durch einen Einstrom von Kalzium in die Zellen der Herzmuskel verkrampft und sich die linke Herzkammer verformt – enger Hals und unten bauchig. Asiatische Ärzte nennen die Funktionsstörung des Herzens deshalb auch «Tako Tsubo» – das ist der Tonkrug, in dem Japaner Tintenfische gefangen haben.

Vor allem Frauen sind betroffen

Als Krankheitsbild wurde das Broken-Heart-Syndrom in den 1990er-Jahren erstmals beschrieben. Ursache ist eine starke emotionale Belastung, wie sie Liebeskummer mit sich bringt, eine Trennung, der Tod eines geliebten Menschen, ein Einbruch oder andere traumatisierende Ereignisse. Betroffen sind meist Frauen zwischen 50 und 70. Es wir vermutet, dass sie besonders empfindlich auf Stresshormone reagieren. Zudem sinkt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel, der vor einem zu hohen Herz-Stresslevel schützt.

Menschen mit einem Broken-Heart-Syndrom werden zur Beobachtung im Spital behalten. Durch beruhigende Medikamente und Blutverdünner normalisiert sich die Herztätigkeit in der Regel wieder, sodass sie nach ein paar Tagen nach Hause können. Problematisch kann das Broken-Heart-Syndrom werden, wenn jemand bereits Herzprobleme hat – dann kann es zu Komplikationen kommen. Umso wichtiger ist die Beobachtung in der Akutphase. Damit das Herz keinen Schaden davon trägt, ist danach eine symptomatische Behandlung ratsam sowie eine psychologische Behandlung für die verletzte Seele.

Das können Sie tun

Wie beim Herzinfarkt können wir mit einem gesunden Lebensstil und effektivem Stressmanagement auch einem Broken-Heart-Syndrom vorbeugen.

  • Gesunder Lebensstil: Dazu gehört Bewegung in Form von Ausdauersport, wie Joggen, Schwimmen, Walken und Velo fahren. Sie trainieren das Herz und stärken es – vorausgesetzt, Sie übertreiben nicht. Wenn Sie zum Beispiel joggen, sollten Sie es so tun, dass Sie dabei noch sprechen können. Zu einem gesunden Lebensstil gehört auch die frische, abwechslungsreiche Ernährung. Damit Sie kein Nährstofflexikon mit sich herumtragen müssen, gibt es einen Trick: Ernähren Sie sich möglichst bunt. Und greifen Sie zu Nahrungsmitteln, die als Stresskiller bekannt sind. Nüsse etwa, ebenso Avocados, Bananen, Haferflocken und Spinat.
  • Gutes Stressmanagement: Stress ist nicht schlecht. Dauert er aber an, schwächt er die psychische und physische Gesundheit. Lernen Sie, sich zu entspannen und Stress abzubauen, sodass Sie mit belastenden Situationen besser umgehen können. Hierfür eignen sich das Autogene Training und die Progressive Muskelrelaxation. Mit folgenden Büchern können Sie sofort beginnen: «Autogenes Training» (mit CD) von Delia Grasberger (Gräfe&Unzer Verlag, Fr. 27.90) und «Muskelentspannung nach Jacobson» (mit CD) von Anja Schwarz (BLV Verlag, Fr. 25.90).
  • Sich helfen lassen: Es gibt Situationen im Leben, die einen überfordern – eine Trennung, ein Todesfall, ein familiärer Konflikt. Lassen Sie sich helfen, sprechen Sie mit einer vertrauten Person darüber oder holen Sie sich professionelle Unterstützung. Ihr Hausarzt gibt Ihnen Adressen.