Tiger: Tapferer Kämpfer
Obwohl ihr Bestand sich in den vergangenen 100 Jahren dramatisch verkleinert hat, gehören Tiger laut dem WWF zu den Gewinnern des letztes Jahres. Denn sie vermehren sich wieder – langsam aber stetig.
Sie strotzen vor Kraft, und auf ihrem Speisezettel stehen mächtige Tiere wie Hirsche, Rinder und Wildschweine. Ja, Tiger wirken unbesiegbar. Dass sie das nicht sind, hat die
Geschichte bewiesen. Vor 100 Jahren gab es 100 000 Tiger, davon sind nur 3200 übrig. Trotzdem gehören die in Asien heimischen Raubkatzen laut der Naturschutzorganisation WWF zu den Gewinnern des Jahres 2014 – denn es gibt Lichtblicke. So nahm die Zahl der Tiere in Nepal innert vier Jahren um 63 Prozent zu, auf heute rund 200 Tiere. «Auch in Indien schauen wir optimistisch in die Zukunft: Wir dürfen davon ausgehen, dass sich der
Bestand erholt und vergrössert», sagt Cristina Steinle vom WWF Schweiz. «Aber die
Situation ist nach wie vor schwierig.»
Tiger sind Einzelgänger und brauchen viel Platz. Sind die Beutetiere knapp, kann ein Männchen ein Revier von bis zu 2000 Quadratkilometern beanspruchen. Und da liegt eines der grössten Probleme. Durch Abholzung der Wälder wird ihr Lebensraum zerstört. Zudem werden sie u. a. wegen ihres wunderschönen Fells und ihrer Knochen gejagt. Letztere gelten in der asiatischen Medizin als Heilmittel. Trotz aller
Hindernisse hat sich der WWF
als Ziel gesetzt, den Bestand bis 2022 – dem chinesischen Jahr des Tigers – zu verdoppeln. «Das ist mit viel Zeit, Kosten und Aufwand verbunden, und es liegt noch ein langer Weg vor uns», so Steinle, «doch die neusten Zahlen geben Anlass zur Hoffnung.»
Der WWF kämpft gegen Wilderei, illegalen Handel – etwa durch Ausbildung von Zollbeamten – und für Schutzgebiete. Wobei
sowohl Regierungen wie auch die Bevölkerung der «Tigerstaaten» einbezogen werden. «Diese soll zum Beispiel entschädigt werden, wenn ein Tiger ein Nutztier reisst. Zudem wollen wir aufzeigen, dass durch Schutzgebiete auch neue Einnahmequellen entstehen, etwa durch den Tourismus.»
Wer weiss: Vielleicht bleibt der Tiger ja auch in Zukunft auf der Gewinnerseite, und 2022 schleichen doppelt so viele dieser faszinierenden Raubkatzen durch Asiens Wälder. Cristina Steinle: «Es ist ein ehrgeiziges Ziel. Aber wir glauben fest daran!»
Gewinner und Verlierer
Zu den Gewinnern des Jahres 2014 gehören laut der Naturschutzorganisation WWF nebst dem Tiger auch der Europäische Wisent, Biber, Blauwal und Berg-gorilla (Bild), deren Populationen gewachsen sind oder zumindest mehr Schutz bekommen haben.
Verlierer sind Lemuren, Afrikanischer Elefant, Walross, Pazifischer Blauflossenthunfisch und Gelbbauchunke, die gefährdet sind oder deren Lebensraum bedroht ist.