Polizist betrügt Todkranken um beinahe 90 000 Franken

Mehr als nur dreist: Vom Geld kaufte sich der Beamte eine Playstation und einen E-Roller. Jetzt wurde er verurteilt.

Dem Untermieter vertraute Alois S. († 66) mehr als seiner Ehefrau Eledonia. Denn als beim Rentner aus Helmstadt (Bayern) im März 2017 ein Tumor im Hals diagnostiziert wurde, ernannte er Markus H. (43) erst zum Betreuer und erteilte ihm laut «Bild am Sonntag» dann sogar noch eine Kontovollmacht. Was sollte schon passieren? Der Untermieter war schliesslich Polizeihauptmeister!

Kürzlich verurteilte das Landgericht Würzburg (Bayern) den Polizisten wegen Betrug zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft – um fast 90 000 Franken hatte er Alois S. erleichtert! Der frühpensionierte Schreiner übergab seinem «Freund und Helfer» binnen sechs Monaten 60 000 Franken in bar, weitere 29 000 Franken hob der Beamte der Polizeiinspektion Tauberbischofsheim selbst ab.

Als Gegenleistung versorgte Markus H. den gebrechlichen Mann mit einer roten Flüssigkeit, die er als «private Chemo» verkaufte. Erst als ein Bankberater den Rentner auf eine 20 000-Franken-Abbuchung von seinem Konto aufmerksam machte, zog Alois S. die Reissleine und zeigte Markus H. an. Kurz darauf starb der Rentner.

Vor Gericht bestritt der Polizist die Betrugsvorwürfe zunächst hartnäckig: «Das stimmt alles nicht! Es war ja sonst keiner da, der sich um ihn kümmerte.» Dann zählte der Polizist auf: Er habe Alois in die Klinik gefahren, Schleim abgesaugt und in seiner Abwesenheit das Haus in Schuss gehalten. Die Geldzahlungen seien für die Medikamente gewesen.

Vom Geld des Rentners kaufte sich Markus H. u. a. einen E-Scooter (900 Franken) und eine Playstation (600 Franken). Bei einer Razzia entdeckte die Polizei 5000 Franken in einem Einmachglas. 45 000 Franken lagen in seinem Bankschliessfach.

Wo sollte dieses viele Geld denn hergekommen sein? «Ich habe schon immer gut verdient und auch mal im Casino gewonnen», erklärte Markus H. dem skeptischen Richter. Erst kurz vor dem Urteil zogen H.s Verteidiger die Notbremse, räumten ein, dass er den alten Herrn nicht ganz selbstlos unterstützt habe. In seinem Schlusswort erklärte der Polizist, der derzeit suspendiert ist, aber bis heute noch 2000 Franken Gehalt bezieht: «Der ganze Vorfall tut mir leid, ich bereue alles.» Alois’ Ehefrau Eledonia erlebte den Schuldspruch nicht mehr. Sie war drei Tage vor dem Urteil in einem ­Pflegeheim gestorben.