
Vergangenes Wochenende machte Fabian einen Ausflug mit Papa Alexander an den Chiemsee.
Fabian holt sich sein Leben zurück
Der Teenager verlor nach einer Blutvergiftung Arme und Beine. Doch der tapfere Junge gibt nicht auf und hofft auf ein normaleres Leben.
Von Anja Tischendorf
Er ist der wahrscheinlich tapferste Junge Deutschlands. Fabian (14) aus Mönchengladbach verlor durch eine Blutvergiftung Beine und Arme. Aber nie den Mut.
Seit neun Wochen kämpft er sich in einer Spezialklinik in Bayern zurück ins Leben, feiert dort viele – kleine und grosse – Premieren. Das erste Mal eine Flasche halten. Der erste Friseur-Besuch. Die erste Eis-Schokolade. Die trank er am Wochenende mit Papa Alexander (41) am Chiemsee.
Fabian sagt: «Das war mein erster Ausflug diesen Sommer! Einfach mal raus …» Gucken die Leute? «Ja. Alle. Vor allem die Älteren glotzen mich richtig an. Mir wäre lieber, sie würden mich einfach ansprechen.» Die 30-Minuten-Fahrt dorthin war ein grosser Aufwand. Vater Alexander: «Ich brauche eine halbe Stunde, bis ich Fabi im Auto habe, muss den Wagen umbauen, den Rolli auseinandernehmen. Trotzdem haben wir die Stunden am See sehr, sehr genossen.»
Fabians Tage in der Reha sind anstrengend. Acht Stunden lang hat der 14-Jährige Programm. Physiotherapie, damit er Muskeln aufbaut, um mit Prothesen laufen zu können. Ergotherapie. Und Maltherapie für die Seele.
Jeden Tag kommt der Wundmanager, verbindet ihm eine Stunde lang seine heilenden Stümpfe. Doch auch hier gab es jetzt wieder eine Premiere. Die allererste Prothese! Zur Probe. Die trägt er eine halbe Stunde am Tag, um sich langsam auf seine acht Spezialprothesen – vier elektrische, vier aus Silikon – vorzubereiten.
Diese werden extra für ihn angefertigt, sollen spätestens im Winter fertig sein. Wie fühlt sich so eine Prothese an? Fabian: «Krass! Also krass gut. Als hätte man Gewichte auf seinem Bein. Was irre war: Ich habe vergessen, wie lang meine Beine waren.»
Fabian hofft dank seiner Ersatz-Gliedmassen auf ein einigermassen normales Leben. Wenn er nach Hause kommt, will er wieder seine alte Schule besuchen. Seine Klasse hat für ihn schon den Raum gewechselt und ist ins Erdgeschoss gezogen. Während andere Kinder beten, dass die Ferien nie enden, kann Fabian es kaum erwarten: «Ich freue mich riesig auf meine Kumpels.»