
Die junge Frau hat ihr Schicksal akzeptiert und möchte gerne ein Vorbild für andere sein.
Ein Blitzschlag hat alles verändert
Die Blicke, die sie verfolgen, sind für Lena beinahe so schlimm wie ihre Behinderung. Die junge Frau setzt sich dafür ein, dass dies aufhört.
Wenn sich von einer Sekunde auf die andere alle Wünsche und Ziele plötzlich in ein dunkles Meer der Unsicherheit verwandeln, dann braucht es Stärke. Um nicht wegzurennen vor den Herausforderungen. Um zu kämpfen. So wie die Deutsche Lena Cornelissen (21), die ihr Schicksal in der ZDF-Doku «37 Grad» erzählte: Sie wurde 2019 vom Blitz getroffen und schwerst verletzt.
Lena hatte ihr Abitur in der Tasche, einen Studienplatz ebenso. Bevor es an die Uni gehen sollte, machte sie sich auf nach Bolivien, um dort Kindern zu helfen. Beim Wäscheaufhängen passierte es: Ein Blitz verirrte sich auf die Wiese, ging einmal durch Lenas Körper, und sie fing Feuer. An diesen Moment, in dem ihr altes Leben endete und ihr neues begann, kann sie sich nicht erinnern. Nur an Schmerzen und Verzweiflung, als sie aus dem Koma erwachte. Weil ihre Verbrennungen und andere Schäden so stark waren, versetzte man sie wieder ins Koma. Vier Wochen! «Es fühlte sich an, als sei ich mehrere Jahre lang tot gewesen», erzählte sie danach.
Sie bekam auch noch eine Blutvergiftung, die Ärzte konnten ihrer Familie keine Hoffnung mehr machen. Aber die junge Frau war stärker als der Blitz. Unzählige Stunden wird sie operiert, geduldig und tapfer machte sie alle Therapien mit. Heute kann sie sich mit einer Gehhilfe bewegen und mit einem Hörgerät wieder hören. Sie studiert Psychologie – und Politik. Denn neben den Schmerzen, die sie noch hat, sind da Albträume und die Traurigkeit, die sie immer wieder überfallen und nicht besser werden, wenn sie in diese Welt hinauskommt. Eltern drehen ihren Kindern den Kopf weg, wenn sie sie auf der Strasse sehen. Andere zeigen mit dem Finger auf sie. Sie wird von Fremden gefragt, was ihr passiert sei. «Dabei will ich nur einkaufen», wundert sie sich.
Weil Cornelissen die Welt ein bisschen besser machen will, streitet sie seit ihrem Schicksalsschlag dafür, dass Menschen mit Behinderung ganz normal behandelt werden – als sachkundige Bürgerin für die Grünen im Stadtrat von Bonn und in den Interviews, die sie gibt. «Die Menschen sollen auf behinderte Menschen reagieren, wie sie auch auf nichtbehinderte reagieren», findet sie. Das ist eigentlich kinderleicht. Mit einer Kindergarten-Gruppe hat sie eine Müllsammelaktion gemacht. Seitdem winken und strahlen die Kleinen, wenn sie sie sehen. Die Kinder können das – ganz selbstverständlich!