Der britische Thronfolger zeigt sich entschlossen, die Monarchie zu modernisieren – auch wenn er offiziell noch nicht König ist. Das bekommen einzelne Familienmitglieder besonders zu spüren. Nicht aber seine Ehefrau – bei ihr kann er seine sanfte Seite zeigen.
Sarina Bosshard
Obwohl Prinz William immer noch Thronfolger ist, übernimmt er hinter den Kulissen mehr und mehr das Zepter. Imago
Es weht ein neuer Wind durchs britische Königshaus: Die Zeit des Vertuschens und Wegschauens ist vorbei. Verantwortlich dafür ist nicht etwa König Charles III. (76), sondern sein ältester Sohn, Prinz William (43). Für seine Regentschaft plant er, mit der Unterstützung seiner Frau Kate (41), die Reform der Monarchie. Hinter den Kulissen übernimmt er immer mehr Macht, nimmt sich auch unbequemer Themen an. Die Härte scheint nun auf seinen Vater abzufärben.
Das wird momentan im Fall seines Onkels, Prinz Andrew (65), deutlich. Die Vorwürfe gegen diesen im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953–2019) halten sich hartnäckig. Die posthume Biographie von Virginia Giuffre (1983–2025) befeuert sie nun zusätzlich, weshalb Andrew zuletzt sämtliche an ihn verliehenen Titel und Ehren niederlegen musste. «Nach Gesprächen mit dem König und meiner unmittelbaren und weiteren Familie sind wir zum Schluss gekommen, dass die anhaltenden Anschuldigungen gegen mich die Arbeit Seiner Majestät und der Königsfamilie beeinträchtigen», erklärte Andrew in einem Statement. Der grosse Treiber hinter seinem Abgang soll kein anderer als William gewesen sein. Zwischen ihm und seinem Vater sei ein Konfliktgespräch deswegen gar eskaliert. Denn König Charles III. gilt als harmoniebedürftig und hätte den Skandal wohl gerne vorbeiziehen lassen. Ein Palastinsider verrät: «William drängte den König dazu, endlich zu handeln und Andrew die Titel zu entziehen.»
Weitere Schritte
Das hat so Eindruck hinterlassen, dass König Charles III. einen drastischen Schritt weiter geht. Er hat ein «formelles Verfahren zur Aberkennung von Prinz Andrews Titeln und Ehrenbezeichnungen» eingeleitet. Das bedeutet: Prinz Andrew wird sich in der Zukunft nur noch als Andrew Mountbatten-Windsor vorstellen dürfen.
Eigentlich sitzt aktuell König Charles III. auf dem Thron. Doch weil er sehr harmoniebedürftig ist, greift sein ältester Sohn, Prinz William, immer mehr durch.Getty Images
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Doch damit nicht genug. Endlich hat Prinz William das erreicht, was er schon längst wollte: Andrew muss sein aktuelles Zuhause räumen. «Sein Mietvertrag für die Royal Lodge hat ihm bislang rechtlichen Schutz gewährt, um weiterhin dort wohnen zu können. Eine formelle Mitteilung zur Aufgabe des Mietvertrags wurde nun zugestellt, und er wird in eine alternative private Unterkunft umziehen», heisst es in der offiziellen Mitteilung des Palasts. Diese Massnahmen würden als notwendig erachtet, ungeachtet der Tatsache, dass der Brite die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen weiterhin bestreitet.
Auch wenn der Absender der Mitteilung offiziell König Charles III. ist, dürfte Prinz William über die vergangenen Wochen mit seiner Haltung massgeblich Einfluss gehabt haben. Der Thronfolger forderte schon lange Konsequenzen für seinen Onkel. Zuletzt soll er sogar so weit gegangen sein, dass er Drohungen ausgesprochen haben soll. Laut Emily Maitlis, die 2019 das BBC-Skandal-Interview mit Andrew führte, ging es dabei um die Titel von Prinzessin Beatrice (37) und Prinzessin Eugenie (35). Um diese behalten zu dürfen, hätten sie ihren Vater zum Auszug drängen sollen. Den beiden Prinzessinnen sei gar gedroht worden: «Ihr müsst helfen, dass euer Vater auszieht, sonst überprüfen wir die Gültigkeit eurer Titel», weiss Maitlis. Deshalb ist es auch zum Krisengipfel zwischen Andrew, seiner Ex-Frau Sarah Ferguson (66) und Beatrice gekommen.
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Für Prinz Andrew gibt es keine Toleranz mehr. Er verliert nicht nur seine Titel, sondern auch sein geliebtes Zuhause.Keystone
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Zu einem Titelentzug von Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie kommt es nun nicht. Doch so oder so zeigt es die harte Haltung von Prinz William auf.
Keine Versöhnung
Williams Konsequenz könnte auch seinem Bruder, Prinz Harry (41), zum Verhängnis werden. Das Verhältnis zwischen den Brüdern ist zerrüttet. Zahlreiche Angriffe, in Interviews, einer Netflix-Serie und einem Buch, durch Harry und seine Frau Herzogin Meghan (44) gegen das Königshaus zerstörten das Vertrauen. Prinz William scheint in absehbarer Zeit kein Interesse daran zu haben, dieses wiederherzustellen. Während König Charles III. einen Schritt auf Harry zugemacht hat und es zu einem ersten Versöhnungsgipfel gekommen ist, blieb William hart. Gut möglich also, dass der Thronfolger spätestens bei einem weiteren Fehltritt von Harry oder Meghan resoluter eingreifen wird.
Verzicht auf Prunk
Dass Prinz William eine Reform anstrebt, um die Monarchie zukunftsfähig zu machen, hat er zuletzt selbst angekündigt. «Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass Veränderung auf meiner Agenda steht», betonte er kürzlich in einem seiner seltenen Interviews. Für ihn seien es Veränderungen zum Guten und er geniesse diese. «Ich fürchte sie nicht. Das ist der Teil, der mich begeistert, die Vorstellung, in der Lage zu sein, einige Veränderungen voranzubringen. Nicht übermässig radikal, aber Veränderungen, von denen ich denke, dass sie notwendig sind.» Die Tradition liegt ihm zwar am Herzen, doch er sagt auch: «Es gibt Momente, in denen man auf die Tradition schaut und sich fragt: Ist das heute noch zweckmässig? Ist das immer noch das Richtige? Tun wir immer noch das, was den grössten Einfluss haben könnte?» Er möge es, Dinge zu hinterfragen. Dazu soll auch seine Krönung gehören. Im Gegensatz zu seinem Vater möchte er diese deutlich schlichter halten und auf den Prunk verzichten.
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Doch nicht nur was die Monarchie angeht, will er einiges anders machen, sondern auch bei seiner Familie. An der Seite von Prinzessin Kate (41) kommt Williams sanfte Art zum Vorschein. Gemeinsam wollen sie sich mit viel Fürsorge um ihre drei Kinder kümmern und niemanden vernachlässigen – gerade auch wegen Andrew und Harry! Denn beide haben mit der Rolle des Zweitgeborenen oder des Nachrückers zu kämpfen. Einen weiteren Krisenfall wollen William und Kate bei Prinzessin Charlotte (10) und Prinz Louis (7), die einst im Schatten von Prinz George (12) stehen werden, unter allen Umständen verhindern.
Sie sind die Zukunft der Monarchie: Kate und William mit ihren drei Kindern.Instagram
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Bevor der Thronfolger die Monarchie weiter umgestalten kann, geht es für ihn jedoch zur Verleihung des Earthshot-Preises nach Rio de Janeiro, dann weiter zur UN-Klimakonferenz ebenfalls in Brasilien. In seiner Rolle als Prinz. Denn noch sitzt William nicht ganz auf dem Thron.