Zoë Më

Sie wohnt lieber in Freiburg als in Paris

Ein neues Zuhause und neue Musik: Ein halbes Jahr nach dem Eurovision Song Contest hat sich für die zweisprachige Freiburgerin viel verändert.

Andrea Butorin

Zoë Më ESC
Im Oktober ist Zoë Më 25 geworden. Ihre ­Geburtstagstradition: «Mit meiner besten Freundin gehe ich ­immer in dasselbe ­Restaurant.» Schweizer Illustierte

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Pünktlich trifft Zoë Më (25) beim ­Freiburger Szene-Restaurant ein, das sie als Treffpunkt vorgeschlagen hat. Seit sie im Mai die Schweiz beim Euro­vision Song Contest (ESC) in Basel vertreten hat, ist viel passiert: Vor kurzem ist die Sängerin mit ihrem Freund, mit dem sie seit anderthalb Jahren liiert ist, zusammengezogen. Dabei meinte Më noch im Sommer, dass sie nicht von ihrer Musik leben könne und ­darum noch bei den Eltern in Tafers FR lebe.
Nun hat Më, die gebürtig Zoë Anina Kressler heisst, den Schritt gewagt und ist mitten nach Freiburg gezogen. «­Früher dachte ich, dass man in einer Weltstadt leben muss, um den Durchbruch zu schaffen», sagt sie. ­Heute sei sie zwar oft in Berlin oder Paris, um zu arbeiten, aber: «Ich identifiziere mich stark mit Freiburg und der Zweisprachigkeit.»

Zwei Sprachen, zwei Gesichter

Ihr ESC-Hit «Voyage», mit dem sie den 10. Platz erreichte, ist rein französisch­sprachig. Doch die meisten ihrer Lieder singt sie sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch. Zwei Sprachen, zwei Gesichter – das will Më mit ihrer neuen EP «Loup Garou», zu Deutsch «Werwolf», symbo­lisieren. Darauf besingt sie Trauriges wie ihren Heilungsprozess nach dem Verlust eines engen Freundes. Auch ihrer Generation Z widmet sie ein Lied.
Auf ihre Teilnahme und auf das ver­gangene halbe Jahr blickt sie mit positiven Gefühlen. «Ein Höhepunkt war mein Auftritt am Gurtenfestival.» Schliesslich habe sie als Kind einst genau da ihr erstes Konzert der irischen Rock-Gruppe The Script genossen. «Ich war begeistert von dieser Energie und fand: Das will ich auch!»

Mit Duett ging ein Traum in Erfüllung

Einen weiteren Höhepunkt erlebte sie, als die französische ESC-Teilnehmerin Louane (28) vorschlug, «Voyage» im Duett zu singen. «Ich dachte, ich träume», sagt Zoë Më: «Louane ist mein Vorbild, und mit ihrer Musik habe ich als 14-Jährige Französisch gelernt.» Denn ihre ersten Lebens­jahre verbrachte sie in Basel, dann zog die Familie nach Schriesheim bei Heidelberg (D) und erst 2009 ins Freiburgische.
In Schriesheim hat Zoë Më immer noch Freunde: «Die drei Jungs unserer Nachbarn waren damals wie Brüder für mich, und heute treffen wir uns regelmässig.» Sie ­hätten den ESC gebannt vor dem Fern­seher verfolgt und wären sofort nach Basel gefahren, falls Zoë Më gewonnen hätte.
Diese Woche beginnt ihre Tournee durch die Schweiz. In Genf tritt sie als Support von Louane auf. Auch ein Konzert in Berlin steht an. Sie hofft, dass weitere europäische Bühnen folgen. Theoretisch hätte sie einen beruflichen Plan B parat: Fünf Tage nach dem ESC hat sie ihr Diplom als Oberstufenlehrerin erhalten. «Ich wollte Lehrerin ­werden, weil ich von verschiedenen Lehrpersonen in­spiriert und motiviert ­worden bin», sagt sie. Auch ihre Songwriting-Workshops an Schulen könnte sie ausbauen. Doch sie setzt auf Plan A und sagt: «Ich will meine ganze Energie in meine ­Musik ­stecken.»

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