Ramona Fattini und Sabrina Kern

Ein Leben voller Theater

Junge Künstlerfamilien: Die zwei Schauspielerinnen liegen beruflich und privat auf der gleichen Wellenlänge.

Aurelia Robles

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Ramona Fattini (l.) und Sabrina Kern haben sich an der Zürcher Schauspielschule kennengelernt. zvg

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Sie sind zwei Frauen, die mehr als Freundschaft und Leidenschaft verbindet: Ramona Fattini (36) und ­Sabrina Kern (37) haben sich vor über 15 Jahren kennengelernt und seither einen ähnlichen Werdegang hingelegt. Aufgewachsen im Kanton Zürich, sind sie heute Schauspielerinnen, Mütter und verheiratet mit Musikern. Und beide bringen das ­Theaterpublikum zum Lachen: Sabrina Kern spielt bis 11. Januar in «Das perfekte Ge­heim­nis» im Bernhard Theater Zürich, Ramona Fattini ist im Theater am Hechtplatz in «Der Räuber Hotzenplotz» und «Night-Märchen» zu sehen. Vor zwei Jahren hat die Winterthurerin die Leitung der Zürcher Märchenbühne übernommen. «Wenn immer möglich, schauen wir die Stücke voneinander», sagt Sabrina Kern. «Aber ­Ramonas Märli sind immer ausverkauft!»
Das erste Mal begegneten sie sich 2009. «Ich sah Sabrina im Musical ‹Grease› und war gleich Fan von ihr», erinnert sich ­Ramona Fattini. Kurz darauf beginnen beide die Zürcher Schauspielschule SAMTS, sehen sich öfter. «Wir lernten uns sozusagen in den Kinderschuhen kennen, kinderlos und unausgebildet», meint ­Sabrina Kern.

Loser Kontakt

Nach ihrem Abschluss an der Schauspielschule 2013 bleiben sie in Kontakt, wenn auch lose. Denn Sabrina Kern zieht nach Los Angeles. Dort lässt sich die Zürcherin weiter zur Schauspielerin und Musical­darstellerin ausbilden und lebt während sechs Jahren im Zentrum der amerikanischen Filmbranche. Selbst eine Kinohauptrolle ergattert sie, kehrt dann aber 2019 zurück in die Schweiz. «Kaum war ich wieder in Zürich, hatte ich meine erste Theater­produktion mit Ramona», sagt Kern. In «Die kleine Niederdorfoper» unter der Leitung der Theaterproduzenten Erich Vock (63) und Hubert Spiess (61) schlüpfte sie 2019 in die Rolle von Ruthli, Ramona Fattini in jene der Heilsarmistin. «Das war das erste Mal, dass wir ­öffentlich gemeinsam auf der Bühne standen.»
Aktuell spielen die Schauspiel-Freundinnen in verschiedenen Produktionen, stehen aber täglich vor derselben Heraus­forderung: Familienorganisation. «Ich glaube, es ist ein Vorteil, wenn man als Künstlerin ebenfalls mit einem Künstler verheiratet ist. Insbesondere ­während der Probezeit, weil mein Mann auch flexibel planen kann», sagt Ramona Fattini. Seit April 2024 ist sie mit Kontra­bassist und Komponist Pirmin Huber (38, u. a. bei Ambäck, Stereo Kulisse) ­verheiratet. Wenige Tage nach der Hochzeit kam Söhnchen Valerio (1) auf die Welt. «Ich habe das Glück, dass ich ­Mutter geworden bin, als ich anfing, selbst Stücke zu produ­zieren. So kann ich meine Arbeit selbst einteilen.» Im März realisiert das Künstler-­Ehepaar mit «Traumhochzeit» (ab 19. März im Bernhard Theater) seine ­erste Eigen­produktion.
Noch herrscht bei Ramona Fattini und ­Sabrina Kern Hochsaison – Herbst und Winter sind Theaterzeit. «Als Familie organisieren wir uns denn auch nach Saison», erklärt Fattini. «Von Frühling bis Herbst geht Pirmin ins Musikstudio, Herbst bis Frühling mache ich Theater.» Hat er ebenfalls Konzerte an ihren Auftrittsabenden, springen die Gross­eltern ein. «Bei uns ist es ähnlich», sagt Sabrina Kern. Seit 2020 ist sie mit Musiker und Schlag­zeuger Stee Gfeller (38) verheiratet. ­Gemeinsam haben sie Tochter Juno (4) und Sohn Jackson (2). Ihr Mann bildet mit seiner Schwester Co Gfeller (40) das Duo Zibbz, das 2018 für die Schweiz am Euro­vision Song Contest teilnahm. ­Zudem steht Gfeller seit Jahren mit den Schweizer Musikern Gölä (57) und Bligg (49) auf der Bühne. «Manchmal fallen seine Konzerte mit meinen Shows zusammen, aber ansonsten bin ich daheim, wenn Stee probt, und umgekehrt. Müsste er fix jeden Tag ins Büro, wäre es sicher viel schwieriger», sagt sie und gesteht: «Aber seit wir zwei Kinder ­haben, geht es nur mit der Hilfe der Gross­eltern und weil wir noch ein Au-pair haben.»

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Ein kreatives Zuhause

Damit die Familienzeit und auch die Zweisamkeit in der intensiven Probe­phase, während der sie ihren Partnern oft nur die Klinke sowie die Kinder in die Hand geben, nicht zu kurz kommt, haben beide Paare ihre Lösungen. «Wir tragen Herzli-Tage in den Kalender ein», sagt Fattini lachend. Bei Sabrina Kern wiederum ist der gemein­same Zmorge die tägliche Familienzeit. «Oder an freien Abenden ohne Show ­bestellen wir auch mal Sushi nach Hause und essen gemeinsam, wenn die Kinder im Bett sind.»
Ob Theater auf der Bühne oder Versteckis daheim: Ramona Fattini und Sabrina Kern finden es toll, ihren Kindern Kreativität und Leidenschaft vorzuleben. «Unsere Kinder sind extrem musikaffin, weshalb es oft sehr laut ist», sagt Sabrina Kern. «Wenn ein Zweijähriger trommelt oder auf den Klaviertasten herumdrückt, ist es nicht per se sehr schön, aber herzig.» Auch Ramonas Sohn ­bewegt sich, wenn er nur das Wort Musik hört. «Das ist lustig und spannend zu beobachten. Valerio schläft so gut, dass er am Tag viel Energie hat. Genau wie seine Eltern.» Sie freut sich, dass ­Valerio mit der Musik- und Theaterbühne aufwächst. «Denn bis heute habe ich nie das Gefühl, dass ich arbeiten gehe, und freue mich jedes Mal darauf.» Sabrina nickt. «Unseren Kindern dieses Gefühl mitgeben zu können, dass wir gerne arbeiten, ist schön.»

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Noch sind aber alle drei Sprösslinge zu klein, um realisieren können, wie ihre Eltern genau Geld verdienen. «Valerio ist noch irritiert, wenn er meine Stimme hört, aber ich als Kasper verkleidet bin», sagt Ramona ­Fattini, die nochmals ab März mehrere ­Wochen «Der Räuber Hotzenplotz» im Bernhard Theater aufführt. Sabrina Kern lacht. «Und mein Sohn sagt, dass sein Papa ‹trömmelet› und Mama eine Show macht.» Irgend­wie eine tolle Berufsbeschreibung für diese Künstlerpaare.

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