Mike Müller

Hinter den Kulissen im Circus Knie

Mit dem Wohnwagen und Hund Pesche reist Mike Müller seit Monaten durchs Land. Kurz vor Tourneeabschluss gibt der Komiker einen Einblick in seinen Alltag im Zirkus.

Remo Bernet

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Knie-Clown Chistirrin spricht kein Deutsch, schwärmt aber trotzdem von Mike Müller: «Bei ihm muss jeder Besucher lachen.» Stefan Bohrer

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Wenn Mike Müller (62) über das ­Zirkusareal spaziert, muss er ­immer wieder kurze Stopps ein­legen. Der Komiker hat sich gut in die ­Truppe eingefügt, wird überall freundlich gegrüsst und hält hie und da ein Schwätzchen. Seit März ist er mit dem Schweizer Nationalzirkus unterwegs – zum zweiten Mal, nachdem er bereits 2019 gemeinsam mit Viktor Giacobbo (73) in der Manege für Lacher sorgte.
«Vor sechs Jahren ist es sehr gut gelaufen», erinnert sich Müller. Trotzdem sei es ein Wagnis gewesen, dass er es nochmals wissen wollte. Man konnte sich schliesslich nicht sicher sein, wie das Publikum am Ende reagiert. «Aber ich komme zurück in ein Unternehmen, das ich kenne – und vor allem zurück zur Familie Knie, die ich sehr schätze. Wir waren während der Pandemie gemeinsam unterwegs, das hat uns zusammengeschweisst. Es fühlt sich ein bisschen an wie nach ­Hause kommen», schwärmt er.
Regelmässig ist der Zirkus ausverkauft. Aus gutem Grund: «Es ist beein­druckend, was die Knies auf die Beine stellen.»
Regelmässig ist der Zirkus ausverkauft. Aus gutem Grund: «Es ist beein­druckend, was die Knies auf die Beine stellen.»Stefan Bohrer
Regelmässig ist der Zirkus ausverkauft. Aus gutem Grund: «Es ist beein­druckend, was die Knies auf die Beine stellen.»
Stefan Bohrer
Der grosse Unterschied zu 2019: Abge­sehen von einigen Städten in den Sommermonaten und den anstehenden Auftritten in Luzern ist Mike Müller solo, also ohne seinen alten Kumpel Viktor Giacobbo, unterwegs. «Das ist noch mal herausfordernder – denn zu zweit hat man viel mehr Möglichkeiten, das Publikum bei Laune zu halten», sagt der gebürtige Solothurner. Die vergangenen Monate zeigten jedoch: Mike Müller kommt auch allein beim Publikum an. Wenn er in seine Kultfiguren schlüpft, hat er die Lacher auf sicher. «Das ist alles nur wegen meines kleinen Begleiters Pesche», wiegelt er witzelnd ab.

Grosse Lust auf Auftritt mit einem Hund

Denn: Ganz allein steht Müller dann doch nicht vor den bis zu 2300 Zuschauerinnen und Zuschauern, die Abend für Abend die Show besuchen. «Ich habe vor sechs Jahren schon gesagt, wenn ich zurückkehre, dann mit Hund.» Das habe bei einigen für ­Staunen gesorgt. «Aber ich finde Hunde im Zirkus einfach wahnsinnig lustig.» Und zu seiner Rolle als «Bauer ­Wermelinger» passe der Vierbeiner gera­dezu perfekt. ­Pesche, wie der Vierbeiner heisst, gehorcht Mike Müller aufs Wort.
An den ­Pferden hat er grosse Freude. «Man merkt, wie gut sich Fredy Knie noch immer um die ­Tiere kümmert.»
An den ­Pferden hat er grosse Freude. «Man merkt, wie gut sich Fredy Knie noch immer um die ­Tiere kümmert.»Stefan Bohrer
An den ­Pferden hat er grosse Freude. «Man merkt, wie gut sich Fredy Knie noch immer um die ­Tiere kümmert.»
Stefan Bohrer
Angekommen in seinem Garderoben­wagen, wo sich Müller jeweils für die Auftritte richtet, weiss der Vierbeiner immer sofort, wo sein Plätzchen ist. Aber auch im Pferdestall von Zirkuspatron Fredy Knie (79) ­bleibt Pesche ruhig. Hinter dem braven Verhalten des Terriers stecke auch «Büetz», sagt Müller: Gemeinsam mit einer Hundetrainerin hat der Komiker viel geübt. Dabei ging es ihm aber auch stark darum, dass sein Hund für den Auftritt im Zirkuszelt ­gerüstet ist und mit tosendem Applaus ­umgehen kann. «Die Nebelmaschine ist aber noch immer nicht sein Freund.» Das Hundetraining sei auch für ihn selbst eine gute Schule. «Man lernt ­dabei viel über sich. Im Grundsatz gilt ja, wenn der Hund etwas falsch macht, liegt das nicht an ihm, sondern an den Anweisungen vom Herrchen, die nicht gut genug sind.»

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Nicht bloss ein Showhund

Müller wuchs mit einem Hund auf. «Der war aber nicht so gut erzogen wie Pesche», erinnert er sich. Für den 62-Jährigen sei deshalb auch klar gewesen, dass er sich nicht einfach einen «Showhund» zulege, sondern sich auch nach dem Ende der Tournee im Januar 2026 um ihn kümmern werde, Pesche also als Haustier behalten werde. «Ein Tier gibt einem so viel Gutes ­zurück: Wenn er beispielsweise Nähe sucht und sich an einen herankuschelt, ist das doch wunderbar. Und mit einem Hund regel­mässig nach draussen zu gehen, ist auch für mich gut.»
Neben dem Wohnwagen hat er auch eine eigene Garderobe.
Neben dem Wohnwagen hat er auch eine eigene Garderobe.Stefan Bohrer
Neben dem Wohnwagen hat er auch eine eigene Garderobe.
Stefan Bohrer

Einfaches Wohnwagen-Leben

Zwischendurch wird Müller das Leben im Zirkuswagen aber auch zu eng. «Wenn man so unter­wegs ist, merkt man, wie ­wenig man im Alltag eigentlich braucht. Ein paar Oberteile, Hosen und Unterwäsche zum Wechseln sowie eine Flasche Wein ­reichen meist schon.» Ab und an vermisse er dann aber doch sein eigenes Bade­zimmer. «Ansonsten geht es mir hier richtig gut.» Er schätze den Umgang mit den ­anderen Artisten. «Und wenn die Tür von meinem Wohn­wagen zu ist, habe ich ­meine Ruhe!» Ein weiterer Pluspunkt des Unterwegsseins mit dem Knie: «Ich kann viele Freunde aus der ganzen Schweiz besuchen. Als ich etwa in Bern war, hat mich Büne ­Huber zum Zmittag eingeladen.»

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Dennoch sei die Tournee intensiv. ­Bisweilen habe er merken müssen, dass ihm der Alltag in und um die Manege doch etwas mehr zusetzte als gedacht. «Dennoch ist meine Arbeit hier ein totales Privileg. Ich darf mit vielen spannenden Leuten zusammenarbeiten. Da habe ich doch wirklich keinen Grund zu jammern.»
Die letzten Auftritte – Müller tritt in den nächsten Wochen noch in Aarau, Zug und Luzern auf – wolle er deshalb in vollen ­Zügen geniessen. Er wird bis zum Schluss allabendlich sein Ritual vollziehen: «Bevor es losgeht, prüfe ich, ob der Hosenschlitz zu ist.»

Keine TV-Rückkehr der Kultsendung

Ob es nach seinem Comeback im Zirkus nicht auch Zeit für eine Rückkehr der ­Kultsendung «Giacobbo/Müller» ist? Der ­Komiker muss nicht lange überlegen: «‹Giacobbo/Müller› kommt definitiv nicht mehr ins Fernsehen zurück. Das haben wir neun Jahre gemacht – mit grossem Spass und viel Freiheit», antwortet der Komiker. «Es war eine sehr schöne Zeit – aber irgendwann ist für alles Schluss.» Er wird sich nach dem Knie wieder anderen Projekten zuwenden, so etwa seinem Engagement im Zürcher Schauspielhaus. «Wohin mich auch Pesche begleiten wird», kündigt ­Müller an. Dann streichelt er seinem treuen Vierbeiner über den Kopf und sagt: «Gell, wir haben es doch eigentlich ganz lustig miteinander.»

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Mike Müllers treuer Begleiter: Hund Pesche.
Mike Müllers treuer Begleiter: Hund Pesche.Stefan Bohrer
Mike Müllers treuer Begleiter: Hund Pesche.
Stefan Bohrer
Über die Autoren
Remo Bernet

Remo Bernet

Remo Bernet arbeitet seit 2023 als Leiter Unterhaltung bei der GlücksPost und verantwortet zudem die digitalen Kanäle des Traditionsmagazins. Er berichtet sowohl über nationale als auch internationale Prominenz – hat dabei einen starken Fokus auf TV-Geschichten. Dafür besuchte er beispielsweise Nik Hartmann vor seiner «Happy Day»-Premiere zu Hause und interviewte Schlagerstar Beatrice Egli am Zürichsee. Zuvor arbeitet er auf der People-Redaktion von «Blick» und sammelte ausserdem Erfahrungen bei SRF und der deutschen Produktionsfirma Ufa Lab (heute We Are Era). Das fachliche Handwerk erlernte der St. Galler an der Ringier Journalistenschule, vertiefte sein Wissen zu journalistischer Innovation dann in einem gemeinsamen CAS der ZHAW und dem MAZ. 2025 wurde er vom Branchenmagazin «Schweizer Journalist:in» auf die Liste der «30 unter 30» der Medientalente des Landes gewählt.

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