«Ich weiss, es ist schrecklich!»

Er ist ein exzellenter Sportler, wunderbarer Vater für seine vier Kinder und toller Ehemann für Mirka. Und dennoch plagt den Basler Tennisstar in einem Punkt das schlechte Gewissen.

Unser Superheld schämt sich –  und das nicht ganz zu Unrecht!  «Ich weiss, es ist schrecklich, einfach schrecklich, ich weiss», meinte Roger Federer (36) zu «VIP Sport», einem tschechischen Sportportal. Was nur wühlte den Tennisstar derart auf? Es ging um Mirka (39), seine Liebste. Und sein kleinlautes Geständnis zuvor: Er sei noch nie in ihrer Heimat, der Slowakei, gewesen. «Lassen Sie uns bitte nicht mehr darüber sprechen, es ist wirklich schrecklich», fügte der Tennisstar, der eben gerade bei den Swiss Indoors begeisterte, noch an.

Spannend ist das Thema allerdings schon, zumal es ihm offenbar auf der Seele lastet. Natürlich: Roger Federer hat alle Hände voll zu tun – mit seinem Sport, Werbeaufträgen und seiner geliebten Familie. Doch all die Verpflichtungen ändern nichts an der Tatsache, dass es zahlreiche Möglichkeiten gegeben hätte, zumindest einen kurzen Trip zu unternehmen. Etwa während seiner Auszeit, wo er unter anderem durch die Bündner Berge streifte, oder in den Sommerferien, als er mit Mirka und den Zwillingspaaren Myla und Charlene (8) sowie Leo und Lenny (3) in Italien die Seele baumeln liess. Und das war nur im letzten Jahr. Bei ihm und Mirka funkte es bereits 2000, und schon vor einigen Jahren meinte er: «Ich würde gerne eines Tages in die Slowakei.»

Mirkas Eltern, Miroslav und Drahomira, flüchteten aus der damaligen Tschechoslowakei, als ihre Tochter zwei Jahre alt war. Sie wurden von Landsleuten aufgenommen, die sich bereits in Kreuzlingen TG niedergelassen hatten. Bis heute wohnen Vavrinecs dort, leben bescheiden, sind sehr bodenständig. Ihre Wurzeln pflegen sie offenbar, sind in der dortigen slowakischen Gemeinschaft eingegliedert. Denkbar, dass sich Mirka in der Schweiz mehr zu Hause fühlt als in ihrer Geburtsstadt Bojnice, die sie als kleines Mädchen verlassen musste. Dennoch ist die slowakische Herkunft Teil ihrer Identität. Und jener von ihren und Rogers Kindern.

Immerhin müssen sich Roger und Mirka nicht vorwerfen lassen, dass sie Myla, Charlene, Leo und Lenny ihre Wurzeln ganz vorenthalten. So blätterten die Mädchen  auf der Tribüne schon in einem slowakischen «Schlümpfe»-Comic, während Papa auf dem Tennisplatz die Bälle übers Netz schlug. Und in einem «Blick»-Interview erklärte Roger: «Mirka und ich sprechen Deutsch mit den Zwillingen, die Nanny Englisch und Mirkas Eltern manchmal Slowakisch.» Er selbst verstehe allerdings kein Wort, es sei eine unglaublich schwierige Sprache. Es  reiche ja, wenn Mirka sie spreche und die Kids sie verstehen würden.

Ein schlechtes Gewissen hat Roger Federer offenbar dennoch. Dagegen hilft wohl nur – spätestens nach seinem Karriereende –, doch einmal die Koffer zu packen und mit der ganzen Familie eine Reise in die Slowakei zu unternehmen. Es wäre sicher schrecklich schön!