Der Zauber  vom «Louenesee»

Für die bekannte Berner Mundart-Band ­war es wie eine Reise in die Vergangenheit. An «ihrem Louenesee» zelebrierten die Alt-Hippies ihr 40-Jahr-Jubiläum. Ein Blick zurück und ein Fest mit Fortsetzung.

Der erste Teil ihres Konzertes zum 40-Jahr-Jubiläum der Berner Popband Span am romantischen «Louenesee» wurde nach einem herrlichen Sommertag zwar etwas verregnet. Die Geburtstagsparty am See, dem Span mit ihrem Liebeslied ein Denkmal setzten, ging trotzdem zu aller Zufriedenheit ab.

Regen und Sonne, Licht und Schatten: In 40 Jahren Karriere erlebten die vier Haudegen des Berner Mundart-Rock einiges an Emotionen und Glücksgefühlen, an Wehmut und Abschied. All das gehört zu ihrem musikalischen Lebenslauf.

Emotionen wie der erste Schultag des Sohnes von Bassist Christoph «Stöffu» Kohli (66) letzte Woche. «Ich habe eben im hohen Alter neu angefangen und bin zum zweiten Mal Vater geworden. Die Tochter aus erster Ehe ist 25», meint er schelmisch grinsend.

Abschied wie der Ausstieg von Stöffu-Bruder und Schlagzeuger Matthias Kohli 2008, weil er eigene Projekte verwirklichen wollte. Aus dem Abschied entstanden aber schnell wieder Glücksgefühle. «Sein Nachfolger Matthias Nyd­egger ist für uns eine Inspiration, seine jugendliche Frische und Power hält uns jung», schwärmt Stöffu. «Er hat die langjährige Struktur, dass wir zwei Brüderpaare mit den immer festen Abläufen gewesen sind, aufgebrochen. Matthias gibt uns allein schon von seinem Alter her Dampf. Bereits beim Vorspielen hat er uns mit seinem Können aus den Socken gehauen.»

40 Jahre Span! Es gibt wenige Schweizer Popbands, die dieses Jubiläum geschafft haben. «In all der Zeit haben wir eigentlich nicht viele Musiker-Wechsel hinter uns gebracht», staunt selbst Gitarrist Georges «Schöre» Müller (62). «Ein paar wenige sind gekommen, einige andere gegangen. Aber es ist schön, immer wieder zu wissen, dass wir Musik machen konnten, auch wenn das Business heute im Argen liegt. Auf der Bühne geben wir immer noch alles.» Span war nie die Band, die viele Alben verkauft hat. «Unser Geld verdienen wir eher mit Konzerten – bis heute!»

Schöre war es, der den unsterblichen «Louenesee»-Hit geschrieben hat, und zwar Musik und Text. Wie heute «Kiosk» und «W.Nuss vo Bümpliz» steht das Lied in den Schulbüchern. «Das ist ein riesiges Kompliment», freut sich Schöre. «Wir haben nicht immer ausschliesslich von der Musik gelebt. Ich habe es mir stets so eingerichtet, dass ich als Absicherung einen Nebenjob hatte.» Stöffu war handwerklich tätig, er hat Bilderrahmen restauriert. «Heute habe ich einen halben Tag pro Woche einen Bürojob. Das gibt mir ein bisschen Konfi aufs Brot.»

Wie geht es nach 40 Jahren Karriere weiter? Schöre: «Ein Ende sehe ich nicht. Wir haben nie einen Masterplan verfolgt, sind immer irgendwie hippiemässig unterwegs gewesen, für uns zählt nur der Moment. Und im Moment ist es sehr geil.» Das sieht man auch auf der Dokumentation, die Span mit ihrer eigenen Story herstellen liessen und während ihrer Konzerte auf Leinwand zeigen. Stöffu hat dazu ein Fotobuch zusammengestellt, das die Band über ihre Homepage und übers Merchandising verkauft. «Es kam viel zusammen», freut sich Stöffu. «Beim Anschauen des Films merkten wir erst, wie viele Erinnerungen an unserer Geschichte hängen, was wir bewegen konnten und was in den letzten 40 Jahren alles so gelaufen ist.»

Das letzte Album «Rock’n’Roll Härz» mit persönlichen Texten und frischem Sound steht an den Konzerten natürlich auch auf dem Span-Bühnenprogramm. Der Hit «Louenesee» ist das eine, die Zeit als Band von Polo Hofer, Polo’s Schmetterding genannt, das andere. «Bei uns geht es immer nur um Musik, die Freude ist ehrlich und der Schweiss echt. Wir haben
immer noch das ‹Riisse›, die innere Kraft und Freude an unserer Musik.»