
Der Calimeros-Sänger Roland Eberhart hat seiner Partnerin Sandra Eichenberger den Schlager nähergebracht.
Roland Eberhart
«Auf den 70. Geburtstag freue ich mich überhaupt nicht»
Die Berner Schlager-Hitmaschine Calimeros läuft wie geschmiert. Doch nach einer Operation macht sich der Frontmann Gedanken übers Älterwerden – und über seine Zukunft mit der Band und mit Partnerin Sandra Eichenberger.
Von Andrea Butorin
Es ist ein spezieller Restaurantbesuch. Denn eigentlich hätte der «Jäger» in Bern-Bethlehem wie jeden Montag zu. Doch weil Calimeros-Frontmann Roland Eberhart (69) und Partnerin Sandra Eichenberger (59) für
die Sommerserie der GlücksPost dieses Gasthaus ausgewählt haben, wollten sich Wirt Rolf Klopfenstein (62) und Partnerin Monika Schmied (59), die im «Jäger» im Service arbeitet, Zeit nehmen. Zeit für alte Freunde.
Kaum sitzt man im heimeligen, mit viel Täfer eingerichteten Lokal, vergisst man, welches Wetter draussen gerade herrscht. Bei einem Glas alkoholfreiem Rosé-Prosecco sitzen Menschen beisammen, die sich schon lange kennen: Eberhart und Eichenberger sind inzwischen seit 22 Jahren ein Paar, vor fünf Jahren bezogen sie ihr Traumhaus in Uebeschi BE.
Auch die Verbindung zwischen den Calimeros und dem «Jäger» besteht schon seit über 20 Jahren. Der grosse Schlagerfan Rolf Klopfenstein hatte Roland Eberhart bei einem Solo-Auftritt im Fernsehen gesehen und sagte sich: «Den muss ich anrufen!» Denn viele Jahre lang organisierten er und sein Team auf dem Restaurant-Vorplatz ein eintägiges Schlager-Openair. Seither sind Eberhart und die Calimeros schon unzählige Male an einem «Jäger»-Anlass aufgetreten. So wurde aus einer Zusammenarbeit Freundschaft.
Rolf Klopfenstein kann nach all den Jahren gleich zwei Calimeros-Songs seine eigenen nennen: Einer ist dem Restaurant gewidmet, und «Es grosses Härz» schenkte sein Team Klopfenstein zu dessen 60. Geburtstag: «Es grosses Härz, ä gueti Seel / isch üse Rolf vom Jeger-Bethlehem / är nimmt sech Zyt, o gärn für di / gmüetlech bimne Glesli Wy.»
Plattenfirma wollte ihn nicht
«Weisch no?» und «Hesch gwüsst?» – kommen die vier zusammen, haben sie sich viel zu erzählen. Der gelernte Hochbauzeichner Roland Eberhart berichtet von seinem musikalischen Fehlstart: Schon als Kind habe er gern gesungen, und als er auf einer Schallplatte den Aufruf las, dass gute Stimmen gesucht werden, nahm er auf einem einfachen Rekorder «Ganz in Weiss» von Roy Black (1943–1991) auf und schickte das Lied ein. «‹Leider reicht das nicht für eine Musikkarriere›, hiess es in der Antwort», sagt er lachend.
Manchmal kommt im Gespräch Wehmut auf. Das Alter ist für alle ein Thema. Roland Eberhart ist kürzlich 69 Jahre alt geworden. «Auf den 70. Geburtstag freue ich mich überhaupt nicht!», sagt er: «Das ist eine furchtbare Zahl.» Auch Sandra Eichenberger, die nächstes Jahr 60 wird, hätte am liebsten, «wenn alles so bleibt, wie es gerade ist». Gleichzeitig geniessen sie es, Grosseltern zu sein: Der zweifache Vater Roland Eberhart hat mit Laura (4) und Fynn (2) zwei Enkel. Sandra Eichenberger ist ebenfalls zweifache Mutter – ihre Tochter Nadine (33) ist Mami von Noelina (2). «Ich bin ganz vernarrt in meine Enkelin und hüte sie jeden Freitag», sagt Sandra Eichenberger, «und im August kommt mein zweites Enkelkind zur Welt.»
«Wichtiger als die Zahl ist es aber, gesund zu sein. Ich habe gerade alle medizinischen Checks hinter mir. Die sind gut ausgefallen. Das beflügelt mich», sagt Eberhart. Das ist nicht selbstverständlich. Anfang Jahr schockte er seine Fans mit einem Bild aus dem Spital. Die Probleme hatten mit einem unangenehmen Kribbeln in zwei Fingern und im Arm angefangen. Lange schenkte er dem wenig Beachtung, dachte, es handle sich um ein Haut-Problem. Dann diagnostizierte die Ärztin eine Verengung der Nervenbahn im Bereich der Halswirbel. «Die Ärztin riet mir, das sofort zu operieren, sonst könne sogar eine Querschnittlähmung drohen.» Bei der OP wurde Eberharts Hals vorne aufgeschnitten, und die Luft- und Speiseröhre und auch die Stimmbänder wurden zur Seite gelegt, um die Problemstelle behandeln zu können. Ein heikles Unterfangen für einen Sänger! Die OP ist geglückt, doch noch verspürt Eberhart einige Nachwirkungen: Anfangs konnte er kaum mehr schlucken, das hat sich gebessert. «Beim Sprechen und Singen spüre ich manchmal ein leichtes Kratzen im Hals.» Das Kribbeln in Finger und Arm sei immer noch da, und manchmal sei er beim Gehen unsicher, was früher nie der Fall war. Es könne bis zu zwei Jahre dauern, bis alles wieder im Lot sei, beschied ihm das Ärzteteam. «Vor der Operation hatte ich mir schon Gedanken gemacht und gehofft, dass alles gut kommt», sagt Sandra Eichenberger. Sie habe aber ein positives Gefühl gehabt, nachdem die Ärztin alles ausführlich erklärt habe. «Zum Glück ist alles gut gegangen, und heute sieht man Rolands Narbe kaum noch», bilanziert sie.
Viel neue Musik
Roland Eberhart ist glücklich, dass er seine Karriere rasch und unverändert fortsetzen konnte. Schon wenige Wochen nach der OP standen wieder Auftritte an. Wegen der angeschlagenen Stimme musste er die ersten drei mit Vollplayback bestreiten, danach kamen die Stimme und das Vertrauen in seinen Körper wieder zurück.
Bis Ende Jahr stehen bei den Calimeros eine stattliche Anzahl Konzerte im In- und Ausland an: Im Herbst führt sie eine Fanreise nach Andalusien, im Dezember geht es an einen Christkindl-Markt. Diese Reisen und das alljährliche Calimeros-Schlagerfest organisiert jeweils Sandra Eichenberger. In früheren Jahren spielte die Band rund 120 Konzerte im Jahr. «Jetzt wollen wir etwas weniger machen, es sind aber immer noch gegen 80», sagt Eberhart. Und auch neue Musik ist schon am Start: Im Winter erscheint nach acht Jahren wieder einmal eine Weihnachts-CD des Trios, und nächsten Mai kommt bereits das nächste Calimeros-Album raus, das insgesamt 53.!
Auch darauf dürfen sich die Fans auf einen weiteren eingedeutschten Oldie-Hit freuen: «Shalala» und jüngst «Agadoo» kämen gut an und würden auch auf Mallorca gespielt. Doch die ungeschlagenen Lieblingssongs des Publikums bleiben die Evergreens «Du bist wie die Sterne so schön», den sie bestimmt schon 10 000 Mal gesungen hätten, «Kreta» oder «1000 Liebesbriefe».
Geht bei den Calimeros also alles unverändert weiter? Roland Eberhart wiegt den Kopf hin und her. «Dieses und nächstes Jahr treten wir noch ganz normal auf. Aber im Verlauf von 2026 möchte ich mit meinen Band-Kollegen schauen, wie es danach weitergeht.» Andy Rynert ist gerade 70 geworden, während Andy Steiner, der als Single am meisten Fanpost erhält, 59 Jahre alt ist.
Traditionsgemäss werden die Calimeros das Jahr mit einem Weihnachtskonzert im Restaurant Jäger abschliessen. Auch für Rolf Klopfenstein, der hier bereits 28 Jahre lang wirtet, zeichnet sich ein Ende am Horizont ab: 2028 soll das Lokal saniert werden. «Da bietet sich eine Stabübergabe an», sagt er. Doch noch ist es nicht so weit. Zur Feier des Tages kredenzt Klopfenstein einen ganz besonderen portugiesischen Tropfen. Schliesslich haben sich das «Jäger»-Paar und Roland Eberhart und Sandra Eichenberger noch viel zu erzählen – und einige gemeinsame Projekte zu planen.