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Hoch hinaus: Die Sängerin will das Matterhorn besteigen. Eine Herausforderung, die viel Vorbereitung benötigt und sie an ihre Grenzen bringt. Sie musste lernen, mehr auf sich selbst zu achten – was ihr oft schwerfällt.

«Solche Oberarme hatte ich noch nie», sagt Beatrice Egli (33) und lacht, als die GlücksPost sie zum Video-Interview erreicht. Zum Beweis spannt sie ihre Arme an und offenbart ihre gestählten Muskeln. «Es fühlt sich sehr gut an», meint sie, «aber es steckt auch viel Schweiss und Schmerz dahinter!»

Seit rund einem Jahr trainiert die Schlagersängerin auf ein ganz spezielles Ziel hin: Im Rahmen der «100% Women Peak Challenge» von Schweiz Tourismus will sie das Matterhorn besteigen! «Ich war bisher noch nicht oft in Zermatt», gesteht Egli. Trotzdem: Der 4478 Meter hohe Berg hat es ihr angetan. Sie erklärt: «Ich dachte mir: Irgendwann kletterst du da hoch.» Und fügt an: «Dieses ­Irgendwann kam dann viel schneller, als gedacht.»

Der Grund: die Coronakrise, die Beatrice Egli zur Absage ihrer Konzerte zwang. «Am Anfang ging es mir noch gut, ich ging ­damit um, dachte mir, dass ich jetzt mal Zeit für Dinge habe, die ich sonst nicht machen kann.» Und die Sängerin hat weiter viel Musik gemacht, nahm ihr ­Album «Mini Schwiiz, mini ­Heimat» auf. Doch bald merkte sie, dass ihr etwas fehlte. «Ein Ziel, etwas zu erreichen. Ich bin jemand, der wahnsinnig gerne unterwegs ist.» Schnell kam ihr die Matterhorn-Besteigung in den Sinn. «Also habe ich mich dafür entschieden – was das genau bedeutet, habe ich mir aber nicht überlegt.»

Denn: Die Besteigung des berühmtesten Berges der Schweiz gilt als äusserst anspruchsvolle Tour! Sicheres Klettern, Höhentraining und Schwindelfreiheit sind absolute Pflicht. Auch eine gute körperliche Fitness ist unerlässlich. «Am Anfang dachte ich, hui, das wird kritisch», gesteht Egli, die vergangene Woche inmitten der Vorbereitungen ihren Geburtstag feierte – Pool-Spass inklusive. Umso schöner seien die Momente, in denen sie realisiere, dass sie weiterkomme, besser werde. «Jetzt schaffe ich es, meinen Puls vier Minuten auf 190 zu halten», sagt die «Mein Herz»-Sängerin stolz. Am Anfang habe sie dabei jedoch fast erbrochen. «Es war und ist also auf jeden Fall eine emotionale Reise durch diese Vorbereitungen hindurch, ich bin froh, dass ich nicht alleine bin.»

An ihrer Seite: Personal-Trainerin Nikki Stalder, mit der sie sich bereits auf die Sendung «Ninja Warrior» und auf diverse Tourneen vorbereitet hat. Und die erfahrene Bergführerin Suzanne Hüsser. «Sie hat mich sofort an die Hand genommen, mir klare ­Linien gegeben. Wir haben viel Spass, wissen aber auch, wann wir konzentriert sein müssen.»

So auch während der drei Tage im Trainingscamp, die Egli bereits hinter sich hat. Unter anderem ging es auf den 4092 Meter hohen Pollux im Wallis. «Ich wandere sehr gerne, klettern war bis dahin aber Neuland für mich», sagt sie. Entsprechend nervös sei sie gewesen. «Doch am Ende ist alles gut gegangen. Aber das Training war wirklich hart, und ich war einige Male den Tränen nahe, weil ich solche Angst hatte», räumt Bea­trice Egli ein. Sie erinnert sich: «Einmal sind mir die Füsse an der Wand weggerutscht, und ich hing einzig an den Armen über dem Abgrund, das war krass!»

Geschafft! Die Sängerin erklimmt während des Trainings den Gipfel des über 4000 Meter hohen Pollux.

Am meisten Überwindung habe sie aber das Abseilen an der Felswand gekostet. «Diese Angst habe ich mittlerweile glücklicherweise überwunden. Ich sehe es heute eher so, dass ich dafür weniger laufen muss», sagt sie und lacht. Etwas anderes belastet sie jedoch noch immer: «Ich habe extremen ­Respekt vor dem Aufstieg – nicht wegen des Kletterns, sondern ­davor, dass mir irgendwann dä Schnuuf usgaht.» Sie sei generell eine, die alles immer mit Vollgas mache. «Hier musste ich lernen, die ­Sache langsamer anzugehen, mehr im Moment zu leben.»

Etwas, das der Sängerin auch sonst schwerfällt. «Vor allem wenn ich viele Projekte am Laufen habe», räumt sie ein. Da sei es besonders wichtig, stets das Gute zu sehen, auch wenn es rundherum noch so anstrengend sei. Egli: «Wer mein Leben verfolgt, der weiss, dass ich immer alles ge­geben habe und dabei definitiv zu weit gerannt bin.» Die Folge: ein Burn-out. Die Sängerin nahm sich deswegen eine dreimonatige Auszeit in Australien. «Danach kam ich zurück und habe viel an mir gearbeitet. Dennoch bleibt es ein Prozess und eine Herausforderung, immer wieder auch auf mich selber zu achten und darauf, was mir wirklich gut tut.»

Unterstützung bekommt sie dabei vor allem von ihrer Familie und ihren Freunden. «Sie wissen, dass ich diesbezüglich eine Schwäche habe. Gleichzeitig sind aber auch ­genau sie es, denen ich immer alles recht machen will», meint Egli. Sie fügt an: «Dann halten sie mir aber den Spiegel hin und sagen: ‹Hey, es ist alles gut, wir sind auch für dich da!›» Das habe ihr vor ­allem in der Coronazeit ex­trem gutgetan, als sie «fast den Boden unter den Füssen verloren hat». Unentwegt den Fokus ­bewusst darauf zu legen, was gehe, sei ein Teil ihrer Bewältigungsstrategie gewesen.

Obschon sie grundsätzlich ein positiver Mensch sei, sei ihr das nicht immer leicht gefallen. «Aber ich musste weiter daran arbeiten. Und die besondere Zeit hat diesen Prozess bei mir extrem vorangetrieben und mir geholfen, dass ich noch besser im positiven Denken geworden bin.»

Ob sie sich keine Sorgen machte, dass sie wegen der fehlenden Auftritte ihren Beruf wechseln müsste? «Sicher überlegt man, was man machen kann, wie es weitergehen soll», sagt Egli. Doch sie sei gesund, habe gesunde Beine, Arme und Hände. «Ich weiss darum: Ich könnte überall anpacken. Aber mir würde es extrem wehtun, wenn ich nicht das machen könnte, was ich liebe: Musik.» So erstaunt es nicht, dass die ehemalige Siegerin von «Deutschland sucht den Superstar» auch im schwierigen Jahr 2020 musikalisch aktiv war. «Es wird dies­bezüglich noch dieses Jahr Neuigkeiten geben», verrät sie.

Spielen die Vorbereitungen zur Matterhorn-Challenge in den neuen Liedern eine Rolle? «Gewisse Themen wird man sicher hören, schliesslich hat mich das alles jetzt lange begleitet», meint sie. Und das Klettern sei eine Entdeckung, die sie auch in Zukunft nicht mehr missen wolle.

Allgemein ist die Schlagersängerin sehr dankbar, dass sie ein Teil der «100% Women Peak Challenge» sein dürfe. Beatrice Egli: «Ich fühle mich so stark wie nie zuvor. Ich habe so viele Ängste überwunden, Ziele erreicht, bei denen ich vorher nie dachte, dass ich sie schaffen würde.» Sie fügt an: «Ich glaube, genau solche Momente verändern einen nachhaltig, machen einen grösser und selbstbewusster. Ich bin froh, dass ich mir damit etwas auf meinen Lebensweg mitgegeben habe.»