Wenn unsere Haut «aufkocht»

Ekzeme sind entzündliche Hautausschläge, die an jeder Stelle des Körpers auftreten. Um diese erfolgreich behandeln zu können, gilt es, den «Auslöser» zu finden – und ihn dann auch zu meiden.

Manchmal möchte ich am liebsten aus der Haut fahren», sagt Irène B. aus L. Sie leidet seit ihrer Kindheit immer wieder an Ekzemen, die zum Teil stark jucken, Bläschen bilden und oft auch nässen. Als sie in ihrer Jugend als Verkäuferin für Schmuckwaren arbeitete, wurde bei ihr eine Nickelallergie festgestellt. Zudem reagiert sie immer wieder auf bestimmte Putzmittel und Kosmetika mit einer sogenannten Kontaktallergie.

Irène B. steht mit ihrem Leiden nicht allein da. «Ekzeme gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern der Haut», sagt Dagmar Simon, Professorin und Leitende Ärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie am Inselspital Bern. Der Grund: Wird die oberste Hautschicht beispielsweise durch einen giftigen oder einen allergieauslösenden Stoff geschädigt,
reagiert der Körper mit einer Entzündung der betroffenen Hautpartie, dem Ekzem.

Juckreiz, Rötung, Bläschenbildung

Das Wort «Ekzem» stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «anschwellen» oder «aufkochen». Dabei verläuft die Ausbildung eines akut auftretenden Ekzems in verschiedenen aufeinanderfolgenden Stadien:

1. Stadium: Nach dem Kontakt mit dem hautschädigenden Stoff tritt sofort eine überwärmte, oft stark juckende Rötung an der Berührungsstelle auf.

2. Stadium: Wenn es sich um eine milde Hautreaktion handelt, heilt die Haut mit Abschuppung der obersten Hautschicht bereits ab. Bei stärker ausgeprägten Ekzemen bilden sich Bläschen. Zudem jucken die betroffenen Stellen oder brennen leicht. Wenn die Bläschen platzen oder aufgekratzt werden, fängt die Haut zu nässen an.

3. Stadium: Nach dem Aufplatzen verkrustet die Haut. Nach ein paar Tagen ist der Juckreiz ausgestanden, und es kommt zu einer spontanen Abheilung mit Abschuppung der obersten Hautschicht.

«Kommt es häufiger zum Kontakt mit der entzündungsauslösenden Substanz, kann ein chronischer Verlauf mit trockenen, geröteten, schuppigen und auch rissigen Hautarealen einsetzen», sagt Dagmar Simon. Dann spricht man von einem chronischen Ekzem.

Kontaktekzeme am häufigsten

Ekzeme werden in verschiedene Gruppen unterteilt. Dabei unterscheidet man zwischen dem Kontaktekzem (allergisches und toxisches/irritatives), dem atopischen Ekzem (Neurodermitis) sowie dem seborrhoischen Ekzem.

Am häufigsten verbreitet sind Kontaktekzeme, die oft durch reizende Stoffe (Reinigungs-/-Lösungsmittel etc.) oder durch allergieauslösende Stoffe (Textilfarbe, Nickel etc.) hervorgerufen werden. «Wenn der Kontakt mit der hautreizenden Substanz gemieden wird, heilt die lokale Hautentzündung schnell ab und tritt auch nicht wieder auf», so Dagmar Simon weiter. Im oder am Ohr werden Ekzeme oft durch nickelhaltige Ohrstecker, unter den Achseln durch Deos oder an den Beinen durch Farbstoffe in Jeans oder Leggings hervorgerufen.

Beim atopischen Ekzem, welches chronisch verläuft, spielt eine erbliche Veranlagung eine entscheidende Rolle. «In den letzten 50 Jahren hat dieser Hautausschlag zugenommen, gegenwärtig scheint jedoch ein Plateau erreicht zu sein», sagt Simon. Beim seborrhoischen Ekzem handelt es sich um eine chronische, entzündliche, scharf begrenzte und schuppende Hautveränderung. Meist sind Kopf- und Gesichtshaut, aber auch der obere Brustbereich davon betroffen.

Den «Allergie-Auslöser» finden

«Um ein Ekzem erfolgreich behandeln zu können, muss der auslösende Faktor dafür gefunden werden», so Dagmar Simon. Es ist daher wichtig, dass ein Patient genau beschreiben kann, mit welchen Stoffen er zuvor in Berührung gekommen ist und ob es sich um einen wiederkehrenden Ausschlag handelt. «Besteht der Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem, wird ein Allergietest durchgeführt, um festzustellen, welcher Stoff den Hautausschlag ausgelöst hat.» Um den Juckreiz bei einer entzündlichen Hautveränderung wie einem Kontaktekzem oder einer Neurodermitis zu lindern, kann eine Kortison-Salbe verabreicht werden. Eine wichtige Massnahme ist, die Haut mit einer rückfettenden Pflegelotion oder -salbe einzucremen, «um die natürliche Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen und dem nächsten Schub vorzubeugen». Als Feuchthaltemittel werden oft Harnstoff, Glyzerin oder Milchsäure zugesetzt.

Ölbäder schützen nachhaltig

Medizinische Ölbäder dienen zudem als vorbeugende Massnahme. Durch den leichten Fettfilm, der nach der Anwendung auf der Haut bleibt, wird dem Wasserverlust der Haut entgegengewirkt. Zum Waschen sollten statt Seife sogenannte Syndets verwendet werden, da sie den Säureschutzmantel der Haut schonen.