Steinadler: Ein König der Lüfte

Sie können Tiere erbeuten, die doppelt so schwer sind wie sie selbst – und auch sonst sind Steinadler stattliche Vögel. Derzeit brüten sie 
gerade in den Schweizer Alpen, wo sie sich äusserst wohlfühlen.
  
Kein kleiner süsser Piepmatz! Steinadler sind majestätische Vögel ohne natürliche Feinde mit Flügelspannweiten 
bis über zwei Meter. Und in den Schweizer Alpen fühlen sie sich pudelwohl! «Der Bestand ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen», sagt Heinrich Haller, Direktor des Schweizerischen Nationalparks und Autor von «Der Stein­adler in Graubünden». «Das hat vor allem damit zu tun, dass der Mensch der Natur und insbesondere den Beutegreifern mehr 
Respekt entgegenbringt und es 
generell mehr Wildtiere gibt – und damit auch Aas und Jungtiere, 
von denen sie sich ernähren.»
 
Im Schweizer Alpenraum gibt es rund 320 Paare, jedes hat ein Territorium von etwa 30 bis 90 Quadratkilometern. Zurzeit kümmern sich die Vögel um die Fortpflanzung, bebrüten ihre Eier. Dabei wechseln sie sich ab. Das Weibchen ist öfter am Zug, das Männchen kümmert sich dafür um die Versorgung. «Steinadler ernähren sich hauptsächlich von Murmeltieren, wenn diese aus dem Winterschlaf erwacht sind, aber auch von Huftieren wie jungen Gämsen, vor allem im Winter», so Haller. «Bemerkenswert, was sie zustande bringen: Sie erbeuten Tiere, die bis zehn Kilo schwer sind, also das Doppelte ihres Gewichts.» Das Wort Adlerauge kommt nicht von ungefähr: Ihre «Opfer» erspähen sie auch 
aus zwei Kilometern Entfernung.
 
Wenn um Mitte Mai herum die jungen Steinadler schlüpfen, weist nichts darauf hin, dass sie einmal stattliche Vögel werden; flauschig und klein sind sie. Nicht allzu lange. Haller: «Im Alter von 80 Tagen machen sie erste Ausflüge, dann haben sie schon die Grösse der Altvögel erreicht. Im folgenden Winter lösen sie sich von den Eltern.»
 
Gerade junge Vögel machen brütenden Paaren das Leben manchmal schwer. Sie ziehen umher, um ein eigenes Revier zu finden. Dringen sie in ein besetztes Gebiet ein, wird dieses vom ansässigen Paar vehement verteidigt – und das Gelege dadurch nicht selten vernachlässigt. «Das hat Auswirkungen auf den Bruterfolg», erklärt Haller.
 
Die Paare leben übrigens in einer «Dauerehe», bleiben viele Jahre zusammen. Allerdings nur so 
lange, wie es mit der Zeugung 
von Nachwuchs klappt. Unromantisch, aber natürlich!