Ringelnatter: Scheu – und harmlos!

Viele Leute bekommen Gänsehaut, wenn sie nur an Schlangen denken. Doch das muss nun sein, denn Tier des Jahres 2015 ist die Ringelnatter. Vor dieser muss sich kein Mensch fürchten. Frösche allerdings schon.
 
Gar kein böser Blick: Die 
Augen der Ringelnatter 
sehen richtig freundlich aus – und sie lassen tatsächlich auch auf den «Charakter» schliessen. Denn in der Schweiz haben alle giftigen Schlangen senkrecht geschlitzte Pupillen, ungiftige Artgenossen, wie eben die Ringelnatter, runde. «Vor ihr muss niemand Angst haben. Abgesehen davon sieht man sie ohnehin 
selten, da sie sehr scheu und schreckhaft ist», erzählt Roland Schuler von der Naturschutz­organisation Pro Natura, die ihr den Titel «Tier des Jahres 2015» verliehen hat.
 
So darf die sonst so heimlich 
lebende Wasserschlange, die übrigens bis zu 140 Zentimeter lang werden kann, nun für einmal im Rampenlicht stehen. Als Zeichen, wie vielfältig unsere Tierwelt ist, aber auch, um auf ihre Lebens­umstände aufmerksam zu machen. Ringelnattern ernähren sich hauptsächlich von Amphibien und teilen sich deshalb denselben Lebensraum, leben in und an Gewässern. «Geht es den Fröschen und Kröten gut, geht es auch der Ringelnatter gut», sagt Roland Schuler. «Leider ist die Zahl der Weiher und Tümpel in der einst so feuchten Schweiz stark zurückgegangen. Früher kam man zum Beispiel im Kanton Zürich durchschnittlich alle 80 Meter an ein Feuchtgebiet, heute nur alle 360 Meter.» Deshalb hat Pro Natura mit der Kampagne «Mehr Weiher für Frosch & Co.» über 100 neue Tümpel erstellt. Roland Schuler: «Weitere werden folgen. Gemeinden sind dazu aufgerufen, selber auch neue ‹Nasszonen› zu bauen.»
 
Dem «Tier des Jahres» geht es bisher einigermassen gut. Oder 
es ist zumindest noch nicht vom Aussterben bedroht. Offiziell wird der Bestand als «verletzlich» 
eingestuft. Es sollte also Sorge dazu getragen werden.
 
 
Ringelnattern kommen fast in der ganzen Schweiz vor, aus­genommen sind die Hochalpen und einige Teile des Juras. Aber eben, Tierfreunde müssen die Augen gut offen halten, wenn sie ein 
Exemplar sehen wollen. Und derzeit ist es nahezu unmöglich: Im Winter ziehen sich die Schlangen in frostfreie Schlupfwinkel zurück. Ende März und im April geht es dann an die Paarung – damit 
im Sommer viele neue «Tierchen des Jahres 2015» schlüpfen!